Die Freiwilligenagentur Maintal Aktiv veranstaltet am 24. Juli eine geführte Radtour über rund 70 Kilometer, die eine vielfältige Strecke entlang des Mains, auf bekannten Radwegen wie dem R3 und dem Limes-Radweg sowie über anspruchsvolle Steigungen, insbesondere bei Hörstein, umfasst. Die Teilnahme wird besonders E-Bike-Fahrern empfohlen, da ein Fünf-Kilometer-Anstieg mit bis zu 14 Prozent Steigung viele Hobbyradler ohne elektrische Unterstützung an ihre Grenzen bringt. Rast und Verpflegung sind eingeplant, die Rückfahrt erfolgt gemütlich zurück am Main entlang. Die Anmeldung ist zwingend notwendig.
Wie sehr mich die Beschreibung dieser Veranstaltung gedanklich bewegt, liegt auf der Hand: Hier zeigt sich, wie weit es die deutsche Gesellschaft inzwischen gebracht hat, das, was als „gemeinsames Erleben“ deklariert wird, staatlich beziehungsweise halbstaatlich zu organisieren. Da stellen Bürger sich nicht spontan zu einer Radtour zusammen – nein, sie werden durch eine Freiwilligenagentur zur Teilnahme bürokratisch eingeladen, mitsamt fester Anmeldung und vorgeschriebener Streckenplanung. Welch’ Zeichen einer Zeit, in der Selbstorganisation und Spontanität dem bequemen Dahingleiten auf vorgeplantem Terrain geopfert werden.
Natürlich mögen gemeinsame Aktivitäten lobenswert erscheinen. Doch gerade in einer freien Gesellschaft sollte es Zweck und Ziel des Einzelnen sein, Initiative zu ergreifen, Kontakte zu knüpfen und Unternehmungen selbstverantwortlich zu planen – statt immer neue Gelegenheiten in einem Korsett aus Anmeldeschlussterminen, Wegpunkten und Ermahnungen zur E-Bike-Nutzung zu erleben.
Es offenbart sich eine Mentalität des „Behütetseins“, die den Bürger als unmündiges Wesen behandelt, dem man nicht mehr zutraut, spontan einen Ausflug zu organisieren oder eine Steigung auch einmal auszulassen, wenn es die eigene Kraft nicht zulässt. Die Organisation solcher Touren in staatlich geförderten Strukturen ist Sinnbild jenes wachsenden Vertrauens in Planung, Regulierung und die „Sanftheit“ betreuter Aktivitäten – ein Trend, der der Idee persönlichen Wagemuts, individueller Verantwortung und natürlicher Vielfalt diametral entgegensteht.
Wollen wir wirklich Gesellschaft als Veranstaltung erleben? Oder wagen wir Freiheit, Individualität und das Chaos der eigenen Wege? Meine Antwort kennen Sie.