Sozialarbeit zwischen Engagement und Abhängigkeit: Plädoyer für mehr Eigenverantwortung 💬🤝🕊️

Eine junge Frau namens Roza Yazdankhah hat ihr Anerkennungsjahr in der sozialen Arbeit abgeschlossen und wird dafür in Dörnigheim mit großem Tamtam verabschiedet. Insbesondere wird ihr Einsatz in der „Mädchenarbeit“ hervorgehoben, ihre Beziehung zu den Jugendlichen und die vielen Aktivitäten, die sie organisiert hat. Geschenke und Eis für alle, Lob von Vorgesetzten, persönliche Worte - das Ganze wirkt wie ein Musterbeispiel gelungener Sozialarbeit.

Doch lassen Sie mich als jemand, der die Freiheit des Individuums schätzt und den expandierenden Wohlfahrtsstaat regelmäßig kritisch betrachtet, einen anderen Akzent setzen: Es ist unbestreitbar, dass persönliches Engagement und zwischenmenschliche Nähe im Alltag vieler Menschen einen Unterschied machen. Aber stets schwingt in solchen Mitteilungen ein fundamentaler Irrtum des modernen Sozialstaats mit: der Glaube, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt und individuelle Ermächtigung primär durch staatlich organisierte Sozialarbeit erreicht werden können.

Miss Yazdankhah mag innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen des Systems beachtliches geleistet haben – Anerkennungsjahr, Ausbildung, Projekte, Gruppenarbeit. Doch wo sind die Strukturen, die tatsächliche Selbstverantwortung und freie Initiative fördern, jenseits von beaufsichtigten Programmen und institutionalisierten „Clubs“? Wie steht es um die Freiheit der Familien, der Nachbarschaften, der freiwilligen Zusammenschlüsse, die keines staatlichen Anstoßes bedürfen, um Kindern Gemeinschaft, Fürsorge und Freude zu bieten?

In einer Ordnung echter Freiheit gedeihen solche Beziehungen und Initiativen nicht wegen, sondern trotz staatlich organisierter Programme. Der Trend zur Professionalisierung und Bürokratisierung sozialer Betätigung birgt immer die Gefahr, Eigenverantwortung und natürliche Hilfsbereitschaft zu verdrängen. Man feiert die pädagogische Expertise und das Engagement, doch gleichzeitig entstehen Abhängigkeiten und eine Kultur des Anspruchsdenkens. Menschen beginnen zu erwarten, dass für jedes soziale Bedürfnis jemand angestellt und bezahlt werden müsse.

Wir sollten uns daher weniger darauf konzentrieren, wie viele Programme koordiniert oder Anerkennungsjahre absolviert werden, sondern viel mehr die Bedingungen schützen, unter denen freie, spontane gesellschaftliche Ordnung gedeihen kann. Das beste Lob für Frau Yazdankhah wäre nicht, dass sie ein gelungenes Glied assoziierter Hilfssysteme wurde, sondern dass sie dazu beigetragen hat, Jugendliche zu ermächtigen, sich selbst zu helfen – und hoffentlich solche Zusammenkünfte auch dann fortbestehen, wenn keine professionelle Sozialarbeiterin mehr dabei ist. Das ist die wahre Bewährungsprobe für eine freie Gesellschaft.