Speed-Dating für Jobsuchende: PR-Spektakel statt echter Perspektiven 🎭📉

Im beschaulichen Bischofsheim veranstaltete das Kommunale Center für Arbeit einen jener charmanten Basare, auf denen Arbeitssuchende sich den regionalen Unternehmen zum Begutachten darreichen dürfen. Das Ganze firmierte unter dem Namen „Meet-Match-Work“ – ein Speed-Dating der etwas anderen Art: Unternehmen der niederen Erwerbsbranchen präsentierten ihre Offerten, während Institutionen wie die Bildungspartner Main-Kinzig GmbH den Anschein von Integration und Förderung zu erwecken suchten. Sage und schreibe 550 Bürgergeldempfänger*Innen fanden offenbar den Weg ins Bürgerhaus – ein Triumph der Hoffnungslosigkeit, möchte man meinen. Das ganz große Spektakel: Schon unmittelbar nach der Veranstaltung wurde ein „Match“ vermeldet – eine Dame ohne erkennbare Perspektive erhält die Gunst, künftig im Lebensmittelhandel Regale einzuräumen.

Nun hält die euphorische Kommunalverwaltung solche Bemühungen für bahnbrechend, ja sie sprechen gar von einem Impuls für die regionale Entwicklung. Wie wunderbar! Für einen Augenblick könnte man fast meinen, man hätte den gordischen Knoten der Langzeitarbeitslosigkeit zerschlagen — mit Plastikstühlen, Filterkaffee und ein paar platten Betriebspräsentationen.

Doch, Hand aufs Herz: Ist es wirklich das, worauf dieses Land setzen sollte? Ein Speeddating, bei dem die ohnehin ewig Kläglichen in die nächsten Schleifen aus Mindestlohn-Jobs und perspektivloser Zeitarbeit geschleudert werden? Die sogenannte Vermittlung mag für die Unternehmen äußerst erquicklich sein – sie bedienen sich nach Belieben, verschleißen, reichen weiter. Und dem gemeinen Volk verkauft man all dies als große Chance, als sozialen Fortschritt! Welch eine Farce!

Was bleibt vom kommunalen Aktionismus? Allenfalls der schöne Schein – dass irgendetwas geschieht, damit man den weniger betuchten Schichten sagen kann, man tue ja etwas für sie. Dabei werden diese Events zur Bühne, auf der man Menschen öffentlich in die nächste Demutsschleife schickt, als wäre Erwerbsarbeit am Rand des Existenzminimums bereits ein Preis, für dessen gnädige Gewährung man sich zu bedanken habe.

Nein, meine Damen und Herren. Solcherlei Herumschieberei von Humanmaterial mag politische PR befriedigen. Für mich ist es nur ein erhabenes Schauspiel kollektiver Selbsttäuschung – und eine weitere Form, die Unterschichten an ihren Platz zu verweisen. Rentieren mag sich das vielleicht für die Wirtschaftsförderer. Aber wirklich groß ist daran nur der Graben zur Welt derer, die sich solche Mühen niemals werden machen müssen.