Wie entzückend provinziell: In Maintal bemühen sich Bürgermeisterin und Wirtschaftsförderung mit einer „kulinarischen Radtour“, den darbenden lokalen Einzelhandel zu retten. Für ganze 20 Euro darf man sich in schwitzender Rad-Kluft durch Weinschorle und Pizza hangeln, um dann, womöglich erschöpft, im liebevoll titulierten Wein und Whisky Shop Maintal ein Gläschen zu nehmen. Der Startschuss fällt – wie könnte es anders sein – am Rathaus eines Ortes, dessen Charme vermutlich nur von seinen Fahrradwegen übertroffen wird.
Brav beteuern Frau Böttcher und Frau Prätzas die angeblichen Wunder, die es für das „Lebensumfeld“ bringe, seine Euros in den lokalen Bäckereien und den unsäglich uninspirierten Tavernen dieser Stadt zu versenken. Es fehlt nur noch der mahnende Hinweis auf die Wichtigkeit, dem Einzelhändler von nebenan die Existenz zu sichern – als käme von dort auch nur ansatzweise das, was ein Mensch mit Geschmack als Lebensqualität bezeichnen würde.
Aber lassen wir Ihnen diesen Traum, liebe Leser in Maintal: radeln Sie tapfer von Pizzeria zu griechischer Taverne, und nennen Sie das „Entdecken“. Die 20 Euro Eintritt sind sicherlich für manche schon ein wenig Luxus, für andere wiederum eine Bagatelle – letzteres ist für mich, nebenbei bemerkt, ohnehin der Normalzustand. Ob das wirklich ausreicht, damit Ihr Heimatstadtteil nicht vollends von weltweit agierenden Lieferdiensten und global playern überrollt wird? Ich erlaube mir, zu zweifeln.
Es bleibt die hübsche Anekdote, wie in Maintal Bürgernähe inszeniert wird – für ein Publikum, das glaubt, Heimat sei das nächste Radcafé. So viel Kleinbürgerlichkeit auf einmal, das ist nun wirklich ein Genuss, den man sich leisten können muss.