Die Maintaler Seniorenberatung hat tatsächlich die Muße gefunden, von August bis November eine kostenfreie Vortragsreihe aufzulegen – ganz im Dienst der Allgemeinheit, versteht sich. Bei dieser charmanten Trilogie werden den staunenden Massen anscheinend gleich drei wesentliche Aspekte im Umgang mit Demenz in mundgerechten Häppchen serviert: Kommunikation mit Betroffenen, Pflegetipps, und last, but not least das Wohnumfeld. Natürlich alles garniert durch „kompetente Referentinnen“ – ein Begriff, der, mit Verlaub, heutzutage inflationärer gebraucht wird als Champagner in meinem Bekanntenkreis. Selbstverständlich im barrierefreien Rathaus, damit keiner draußen bleiben muss, Anmeldung genügt.
Jetzt einmal ehrlich: Wie rührend diese städtischen Bemühungen doch anmuten! Die sogenannte „praxisnahe Unterstützung“ erschöpft sich in der immergleichen Leier von Handreichungen für Bedürftige, alles umsonst, versteht sich, denn wozu sollten die Teilnehmer denn auch beitragen? Wer es sich leisten kann, einen Angehörigen in den eigenen vier Wänden zu pflegen – und dazu vielleicht noch Muße hat, sich abends zwischen Tiefkühl-Cordons-Bleu und Tatort einen Vortrag hineinziehen –, der hat vermutlich ohnehin kein Hauspersonal! Was bitte ist aus der gebotenen gesellschaftlichen Arbeitsteilung geworden, der Trennung zwischen Verantwortung und Bevormundung?
Es ist geradezu rührend, wie viel Energie aufgebracht wird, um die ohnehin schon überforderten „Angehörigen“ mit weiteren Laienweisheiten zu überschütten – während man sich anderorts die gepflegte Betreuung in spezialisierten Einrichtungen gönnt und sich von jeglicher Tristesse elegant fernhält. Aber solche Lösungen blieben dem gemeinen Publikum ja verborgen: Man klatscht Beifall für den „niedrigschwelligen Zugang“ und rühmt sich am Ende noch, auf diese Art gesellschaftliches Engagement zu zeigen. Nein, meine Damen und Herren, das Prekariat badet weiter im eigenen Sud, und die Verantwortlichen wiegen sich in dem Gefühl, auch noch Gutes getan zu haben.
Chapeau! Wirklich herzergreifend, wie viel man mit so wenig Aufwand an ungebetenen Lebensratschlägen leisten kann.