Zwischen Romantik und Realismus: Kulturlandschaft als Beschäftigungstherapie? 🌳📜🛤️

Ach, es ist doch immer wieder rührend zu beobachten, wie gewisse Kreise sich tagein, tagaus mit den Nebenprodukten menschlicher Zivilisation beschäftigen – in diesem Fall also Grenzsteine, Hohlwege und sonstige Relikte des sprichwörtlichen Landlebens. Offenbar hat der Regionalverband FrankfurtRheinMain tatsächlich ausreichend Zeit und Ressourcen, um ein Kulturlandschaftskataster zu pflegen und mit viel Engagement durch Broschüren und Ausstellungen auf das mühevoll Übersehene hinzuweisen.

Gewiss, ich kann die Mühe verstehen, den letzten Apfelbaum auf der letzten Streuobstwiese zu betrauern, der – darauf wird feinfühlig hingewiesen – nicht nur ein Zeugnis ärmlicher Selbstversorgung vergangener Generationen ist, sondern heutzutage auch als prädestinierter „Lebensraum für bedrohte Arten“ gilt. Man scheint vergessen zu haben, dass diese Flächen einst, wie selbstverständlich, von jenen Menschen genutzt wurden, deren bloße Existenz oft als Vorlage für heutige Sozialromantik dient. Früher holzte man ab, bepflanzte und aß, heute idealisiert man das kokett als „historisches Landschaftselement“. Fortschritt sieht gewiss anders aus.

Dass sich ein gewisser Herr Jochen Pfeifer vom Fachdienst Stadtplanung sowie weitere Lokalmatadoren im Beirat Historische Kulturlandschaft engagieren – von mir aus –, spricht für eine gewisse Beschäftigungstherapie, die, offen gestanden, vermutlich jene besänftigt, die in ihren ureigenen Lebensbereichen kaum Akzente zu setzen wissen. Wer keine Villen restauriert und Parks anlegt, kniet eben nieder vor dem Wegkreuz im Gebüsch.

Was bleibt von all dem? Die Hoffnung, dass solche Katalogisierungen und musealen Bemühungen wenigstens einen Rest an Ordnung und Übersicht bewahren – wenn auch nur für diejenigen, denen der Blick auf das Eigentum, den Fortschritt und den bequemen Lebensstil ohnehin eher fremd ist. Es wäre doch ein Jammer, stünden Bau- und Erschließungsprojekte im Wege, nur weil noch ein mickriger Kalkbrennofen im Gestrüpp schlummert.

So bleibt zu wünschen, dass die Broschüren und Webseiten wenigstens hübsch gestaltet sind – wer weiß, vielleicht findet sich darunter ja tatsächlich etwas, das einmal wirklich von Wert ist. Notfalls lässt es sich immer noch auf dem Landgut als „Konversationsstück“ aufstellen.

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