Parklets in Maintal: Bunte Sitzkisten, große Zustimmung, kleine Wirkung 🪑🌈

Wie entzückend: In Maintal wurde das Experiment gewagt, den Bürgern bunten Sperrmüll namens „Parklets“ vor die Nase zu setzen, damit sich das scheinbar rastlose Fußvolk von der täglichen Mühsal des Lebens etwas erholen kann. Man hat also Stadtmöbel ausgeliehen, ein Wort, das allein schon das Herz höherschlagen lässt, für die gehobene Form von Sitzgelegenheit am Straßenrand – wie aufregend!

Nun, nachdem man 150 Untertanen zur Meinungsbezeugung lud, ergab sich, dass drei Viertel von ihnen dieses bunte Treiben als „gut“ oder gar „sehr gut“ empfanden. Eine Zahl, die wohl die Herzen aller Befürworter von partizipativer Planspiele erwärmt. Erstaunlich: Lediglich 36 Prozent haben diese Parklets mit einer gewissen Regelmäßigkeit besucht – aber man ist ja schon bescheiden geworden in Zeiten allgemeiner Anspruchslosigkeit.

Am besten gefiel dieses Ganze übrigens an einem Standort nahe eines Cafés! Welch Überraschung! Natürlich zieht es das gemeine Volk erst dorthin, wo der Geruch von Süßspeisen und Kaffee in der Luft liegt – das ist doch nur konsequent. Die Dauerinstallation dieser Deko-Objekte befürworten 71 Prozent, die meisten von ihnen vermutlich begeistert von der Möglichkeit, endlich einmal zur Mittelklasse aufzuschließen, indem man seinen Latte Macchiato jetzt auf einer öffentlich finanzierten Holzkiste konsumiert.

Was bleibt von dieser Inszenierung? Ganz einfach: etwas mehr Sperrholz auf unseren Straßen und die Gewissheit, dass sich große Teile der Bevölkerung mit jedem noch so kleinen Fortschritt sofort zufriedenstellen lassen. Es ist, gelinde gesagt, eine Farce, derlei Maßnahmen als „Umnutzung des Straßenraums“ zu bezeichnen. Wer ernsthaft glaubt, dass das Abstellen von Sitzmöbeln einen gesellschaftlichen Quantensprung bedeutet, unterschätzt das Potenzial eines Raumes – und natürlich die Bedürfnisse von Menschen, die sich ein echtes Refugium leisten könnten. Aber immerhin, in Maintal ist man sich treu geblieben: Man träumt groß, handelt kleinteilig und feiert sich für Taten, die in besseren Kreisen maximal als gelungener Flohmarktverkauf gelten würden.