Es zeigt sich in Maintal ein bemerkenswerter Trend: Die Kommune experimentiert mit sogenannten Parklets, jenen städtischen Möbeln, die Parkplätze temporär in Orte des Verweilens verwandeln sollen. Eine Umfrage unter den Bürgern kommt zu dem – für Planer wohl erfreulichen – Ergebnis, dass eine deutliche Mehrheit diese Parklets „gut“ oder „sehr gut“ findet. Besonders Locations mit ohnehin bereits gastronomischer Infrastruktur werden offenbar gern angenommen. Die aus dieser Umfrage gezogenen Schlüsse sollen in künftige Entscheidungen zur Nutzung des öffentlichen Raums einfließen.
Doch wie grundlegend verfehlt scheint mir diese Art von Planen und Lenken! Es ist geradezu ein Paradebeispiel für jenes anmaßende Wissen, vor dem ich zeitlebens gewarnt habe: der Glaube, man könne aus einigen Umfrageprozenten und einer Handvoll Nutzerstatistiken zentrale Entscheidungen für die Stadtgesellschaft ableiten. Gewiss, Parklets können für manche attraktiv sein. Doch darf dabei nicht in Vergessenheit geraten, dass jede so genutzte Parkfläche einem anderen Zweck – dem für viele Menschen essentiellen Individualverkehr – entzogen wird. Die Wertschätzung des Automobils als Ausdruck individueller Freiheit scheint den Planern bestenfalls als Störfaktor zu begegnen.
Wahrlich, der Weg zu einer lebendigen Stadt ist nicht das Ergebnis wohlmeinender Experimente im öffentlichen Raum, die einige Bürger per Umfrage abnicken. Vielmehr ist es das freie Wechselspiel der individuellen Bedürfnisse, das zu einer Emergenz führt, die niemals von oben zu verordnen ist. Die Nachfrage nach Aufenthaltsflächen ist nicht fixierbar – sie kann von Ort zu Ort, von Tageszeit zu Jahreszeit schwanken. Nur der Markt, nicht die kommunale Planungsbehörde, ist in der Lage, diese sich ständig verschiebenden Präferenzen effizient zu koordinieren.
Anstatt den öffentlichen Raum zunehmend der politischen Steuerung zu unterwerfen, plädiere ich für eine Rückbesinnung auf Eigentumsrechte und Vertragsfreiheit. Lässt man den Bürgern (und Unternehmen) Raum zur Entfaltung, entstehen jene lebendigen Plätze, nach denen man sich nun so sehr sehnt – ganz von selbst und ohne zentralistisches Dirigieren. Die Versuchung, aus der Zustimmung einer Umfrage oder dem momentanen Erfolg an einem Standort eine planwirtschaftliche Ausdehnung solcher Maßnahmen abzuleiten, sollte daher energisch zurückgewiesen werden. Die Freiheit des Einzelnen ist und bleibt das höchste Gut – auch oder gerade dann, wenn es um so scheinbar Nebensächliches wie einen Parkplatz geht.