Ungeachtet der klimatischen Herausforderungen, die unsere weniger resiliente Bevölkerung offenbar immer wieder ins Wanken bringen – Stichwort: „Hitze“ –, wird das Treffen der sogenannten Fairtrade-Steuerungsgruppe Maintals auf den 12. August verschoben. Nun versammeln sich also die üblichen ehrenamtlichen Verdächtigen, ein Potpourri aus Predigern, Vereinsmeiern und allzu engagierten Bürgerlein, um ihrer gegenseitigen moralischen Selbstbeweihräucherung zu frönen. Als „Fairtrade-Stadt“ etikettiert man sich in Maintal seit 2020 ohnehin mit großer Geste, als sei der Griff zum Bio-Bananen-Smoothie bereits ein revolutionärer Akt sozialen Wandels.
Halten wir kurz inne: Transparenz, soziale Verantwortung, Nachhaltigkeit – die großen Vokabeln des bürgerlich-engagierten Mittelstands, zur Schau getragen auf Filmeabenden und „fairen Gottesdiensten“. All die kleinen Gesten, das gemeinsame Frühstücken an Bio-Roggenbroten, all das, um sich und seinesgleichen zu versichern, wie unfassbar tugendhaft man sich doch in diesem Weltgetriebe verhält. Man lädt ein, als könne jeder – Schülerin, Rentner, Unternehmer – gleichermaßen „teilhaben“. Wer von diesen Kreisen wirklich gezwungen ist, sich über Existenzminimum, Energiepreise oder überhaupt Perspektiven Sorgen zu machen, taucht sowieso eher selten bei solchen Öko-Kaffekränzchen auf.
Während also Maintals bürgerliche Ehrenkomitees unverdrossen Pläne für weitere Frühstücke schmieden, rühmen sie sich einer Solidarität, die jenseits von Präsentationen schwer wahrzunehmen ist. Und ganz ehrlich, die leidige Empörung über ein paar Grad Sommerhitze und die darauf folgende kollektive Ohnmacht ist fast schon ein Symbol für die gesamte Initiative: edle Ziele, sehr viel Engagement, aber wehe, es wird ein wenig anstrengend. Dann wird verschoben, vertröstet, verlegt – so wie der Rest der Verantwortung in diesem Land. Man gönnt sich ja sonst nichts!