In Maintal plagt sich die Stadtverwaltung neuerdings mit dem Phänomen, dass Mitbürger ihr Hab und Gut in Kisten am Straßenrand feilbieten – versehen mit dem biederen Hinweis „zu verschenken“. Man sonnt sich in der Vorstellung nachhaltiger Großmut, verschleiert jedoch, dass es sich rechtlich schlicht um verbotene Müllablagerung handelt. Die Stadt droht nun mit Bußgeldern, sollten derlei Kisten zu lange stehen bleiben oder sogar mit Sperrmüll ergänzt werden. Ein Regelwerk aus Beschriftungen, Wetterfestigkeit und maximaler Standdauer wird bemüht, dem Treiben Einhalt zu gebieten.
Man muss es einmal deutlich sagen: Diese eigentümliche Form des kollektiven Haushaltsentrümpelns mutet geradezu grotesk an. Es ist die Ästhetik der Bedürftigkeit, die so in aller Öffentlichkeit zelebriert wird, als gehöre das achtlose Platzieren fremder Gebrauchsgegenstände fortan zum guten Ton. Offenbar fehlt es gewissen Bevölkerungsschichten am nötigen Feingefühl, ihren Plunder diskret und gesetzeskonform zu entsorgen. Wer etwas wirklich Wertvolles besitzt, kennt den Weg zum Antiquitätenhändler, den Auktionsraum, zur wohltätigen Stiftung – da muss nicht der Bürgersteig als Basar für ausgediente Toaster und Ramschware herhalten.
Das allseits bemühte Argument der Nachhaltigkeit ist doch nichts weiter als ein Feigenblatt, hinter dem sich Bequemlichkeit und Ressourcenknappheit verbergen. Wer ernstlich nachhaltig agieren möchte, sollte sich vielleicht erst einmal bemühen, hochwertigere Produkte zu erwerben, die nicht dauernd entsorgt werden müssen – aber daran, versteht sich, scheitert es wohl am persönlichen Budget. Dass nun Ordnungshüter einschreiten und das Treiben unterbinden, gebührt lediglich dem Schutz des kulturellen und städtebaulichen Niveaus. Wäre doch gelacht, ließe man öffentliche Plätze zur Bühne für diese bürgerliche Bedürfnisparade verkommen!
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