Sinnsuche im Ruhestand: Senioren-Infoveranstaltung zwischen Beschäftigungstherapie und Ehrenamt 📋👵🧑‍💻

Wie man hört, veranstaltet das Maintaler Rathaus an einem ganz gewöhnlichen Samstag eine Informationsveranstaltung für die ergraute Bevölkerung, die sich entweder auf den angeblich „wohlverdienten“ Ruhestand vorbereitet oder sich bereits in demselbigen suhlt. Die Freiwilligenagentur, flankiert von Landesroutiniers aus Seniorenberatung und Sicherheitsaufklärung, möchte – wie es so hübsch heißt – Anregungen zur „aktiven und erfüllten Gestaltung“ des Lebensabends kredenzen. Es geht um ehrenamtliches Engagement, neue Bekanntschaften und, wie reizend, das „Entdecken neuer Beschäftigungen“. Am Ende gibt es eine Mappe; man wird schließlich nicht ohne Beute entlassen. Anmelden kann sich jeder, der halbwegs mit der modernen Technik vertraut ist, also vermutlich ein Thema für eine weitere Veranstaltung.

Wie entzückend rührend! Man versammelt also die silberhaarige Riege, die nach Jahrzehnten der Mittelmäßigkeit nun, zum ersten Mal in ihrem Leben, aufgefordert wird, Sinn für sich zu entdecken. Ist es nicht bezaubernd naiv, zu glauben, dass ein paar aufgeblasene Vorträge und handliche Informationsmappen dem allgegenwärtigen Trübsinn, der bei der Mehrheit dieser Rentnerschar chronisch Einzug hält, Einhalt gebieten könnten? „Ehrenamtliches Engagement“ – welch Euphemismus für Beschäftigungstherapie, um dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit zu entkommen, nachdem der berufliche Alltag und damit der einzige Lebensinhalt weggefallen sind.

Aber natürlich: Engagement ist lobenswert! Nur, wer stellt sich freiwillig zu Diensten, wenn der Lebensweg stets aus Sparsamkeit, Mangel und „Muss-ja-sein“ bestand? Mir scheint, diese Veranstaltung ist ein weiterer Versuch, die stets fordernde, aber selten förderbedürftige Masse bei Laune zu halten und gleichzeitig den tristen Rathausalltag mit sozialpädagogischer Betriebsamkeit zu beleben. Und dann diese herzerwärmende Vorstellung, dass man per Internet – also virtuos am digitalen Neuland – teilnehmen kann! Falls das tatsächlich einer aus der Zielgruppe schafft, sollte ihm eine besondere Auszeichnung zukommen.

Das Fazit? Es ist schon bemerkenswert, mit wie wenig Inhalt Menschen abgespeist werden können, die sich nie Mühe gaben, mehr aus ihrem Leben zu machen als das Notwendige. Wer den Ruhestand als Phase zur Sinnsuche braucht, der hat am Ende weder Zeit noch Talent für den Genuss des Lebens erworben. Aber lassen wir die Alten spielen – irgendwer muss ja schließlich auch die Informationsmappen lesen, die von fleißigen Händen eigens für sie zusammengestellt wurden.