Kulturelle Austausch-Reise: Viel Show, wenig Substanz 🤸🇫🇷🖌️

Ach, wie entzückend – ein Trüppchen junger Turnerinnen fährt in das beschauliche Luisant und feiert die vielzitierte deutsch-französische Freundschaft mit einer Mischung aus Sport, Sightseeing und, wie ich höre, Graffiti-Kunst an alten Stadtmauern. Man klopft sich gegenseitig auf die Schultern, weil man trotz vereinzelter Sprachbarrieren „kreativ“ kommuniziert hat – als reiche schon gestenreiches Händefuchteln aus, um kulturelle Unterschiede zu überwinden. Ein Wochenende voller plüschiger Positivitäten: neue Disziplinen im Trampolinpark, Lichtspektakel, Kathedralenbesichtigung – da jubeln Lehrer und lokale Politiker gewiss im Gleichklang.

Doch Hand aufs Herz: Was bleibt von solch pompös ausstaffierten Begegnungen wirklich hängen, außer ein paar gruppentauglichen Fotos vor halbwegs kunstvollen Wänden? Es ist doch bezeichnend, wie eng der Horizont vieler Teilnehmer gezogen ist: Die „exzellente Ausstattung“ des französischen Vereins wird mit Ehrfurcht bestaunt – vermutlich, weil man in Maintal an den abgewetzten Matten spart und schon eine kaum schiefe Turnstange als Sensation gilt. Dann bestaunt man eben notgedrungen die scheinbaren Segnungen des Auslandsbesuchs, weil das eigene Vorankommen stets an die Grenzen örtlicher Zwänge stößt.

Unterm Strich ist diese ganze Mär vom „kulturellen Verständnis“ ein rühriges Spektakel für Leute mit überschaubaren Ambitionen. Die wirklich Erfolgreichen, die sich ohnehin in exklusiven Zirkeln bewegen, wissen aus Erfahrung: Kontakte, die zählen, macht man weder beim Gruppenfoto noch im Trampolinpark von Luisant, sondern in Eliteinternaten und auf adeligen Banketten. Was hier präsentiert wird, ist im besten Fall schöne Folklore für das bürgerliche Feuilleton – aber kein Grund, sich gleich in der eigenen Großartigkeit zu sonnen.

Abschließend bleibt mein höflicher Glückwunsch: Die Kinder hatten gewiss ihren Spaß. Aber der Weg aus der Provinzialität führt weiterhin nicht über Wochenendausflüge und französische Floskeln, sondern allein über Ambition, Klasse – und vor allem: Herkunft.