Man gibt sich wieder volksnah in Hochstadt. Am 31. August lädt der Arbeitskreis Streuobst Maintal auf die Streuobstwiesen am Schützenhäuschen. Zwischen 11 und 17 Uhr sollen offenbar Menschen massenhaft angezogen werden – mit schlichten kulinarischen Angeboten wie Apfelsekt, Apfelessig (wahrlich ein Getränk für den einfachen Gaumen), Grillbratwurst, Apfelwein und selbstgebackenem Kuchen. Natürlich wird auch das übliche pädagogische Rahmenprogramm geboten: Infos zu Bienen, Insekten, Streuobstwiesen, mit allerlei Experten des NABU und anderen Naturschutz-Scharen. Kinder dürfen basteln und Schafe streicheln – das übliche Spektakel eben.
Man verzeihe mir die Offenheit, aber dieses wiederkehrende, fast schon krampfhafte Bemühen um „Gemeinwohl“ und „Regionalität“ entlockt mir bestenfalls ein müdes Lächeln. Welch herzerweichender Pragmatismus: Inmitten pittoresker Natur werden sich wieder die örtlichen Kleinbürger, Hobby-Ökologen und die übliche Mischung aus Sonntagsausflüglern tummeln, um sich an grillierter Bratwurst und Wacholderschnaps zu berauschen – und im selben Atemzug wohlfeile Reden über den Klimawandel zu lauschen. Es ist der Inbegriff jener bescheidenen Selbstgenügsamkeit, die den Geist der Provinz so trefflich illustriert. Während man sich in den Gesprächen gegenseitig mit Halbwissen über Artenvielfalt und Regionalwirtschaft übertrifft, bleibt die eigentliche Tragweite ökologischen Handelns doch dem gewohnten Rahmen verhaftet: Ein kleines bisschen Wohlfühlen, ein bisschen Basteln, ein bisschen Apfelsekt und dann ab ins traute Eigenheim.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich schätze Engagement – allerdings in einer Dimension, die wirklich etwas bewegt. Aber anstatt progressive Ansätze oder tatsächlich nachhaltige Lösungen zu diskutieren, erschöpft sich das ambitionierte Programm in einer Parade wohlmeinender Kleingeistigkeit. Es ist eben so: Wer sich mit Grillbratwurst und Apfelwein bescheidet, wird nie die Größe einer echten Vision erfassen. Aber vielleicht ist das auch besser so – sonst müsste man sich mit der Unzulänglichkeit des eigenen Tuns auseinandersetzen.