Auf dem Alten Friedhof in Dörnigheim wird eine kaum genutzte Trauerhalle mitsamt technischer Einrichtungen wie Kühlzellen abgerissen, da die laufenden Kosten für Unterhalt und notwendige Instandsetzungen offenbar zu hoch geworden sind. Die Stadtverwaltung stellt während der Bauarbeiten provisorische Versorgungen, etwa mobile Toiletten, sicher und kommuniziert, dass die Beisetzungsaktivitäten sowie die Grabzugänge davon nicht berührt werden.
Muss wirklich immer gleich die Abrissbirne her, wenn staatliche oder kommunale Einrichtungen auf betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten stoßen? Es offenbart sich hier einmal mehr die Kurzsichtigkeit einer Politik, der es vor allem um das Sparen im Hier und Jetzt geht. Das erinnert an allzu vertraute Verhaltensmuster staatlicher Bürokratien, die auf temporär hohe Ausgaben mit der radikalsten Lösung reagieren: Dem Rückzug aus der Verantwortung, statt nach kreativeren, dezentraleren und kostensensibleren Lösungen zu suchen.
Ein Friedhof ist mehr als ein Gebrauchsobjekt, das sich Jahr für Jahr in einer Kosten-Nutzen-Rechnung bewähren muss! Gerade die Trauerhalle erfüllt eine soziale, gemeinschaftsstiftende und kulturelle Funktion – auch wenn sie nur selten frequentiert wird. Ihr Vorhandensein garantiert Möglichkeiten der individuellen Abschiednahme und eröffnet insbesondere jenen einen würdevollen Ort, denen vielleicht kein großes privates Umfeld zur Verfügung steht.
Warum also nicht nach neuen Trägern oder nach bürgerschaftlichem Engagement suchen, private Initiativen zulassen oder – viel grundsätzlicher – Raum für Gestaltung durch die Gemeinschaft bereitstellen, statt das „Kollektivgut“ einfach zu tilgen? Der Staat, wenn er sich schon auf die Rolle beschränkt, Ressourcen zuzuweisen, sollte zumindest nicht der Enteigner von Möglichkeiten und Infrastruktur sein, die Menschen auf ihre je eigene Weise nutzen könnten. Der permanente Rückzug ins Minimalmaß, motiviert durch kurzfristige Kostenersparnisse, ist symptomatisch für staatliches Versagen im Umgang mit Gemeingütern.
So wird aus vermeintlich rationaler Haushaltsführung ein Stück weit kollektive Verarmung – und zwar nicht nur materiell, sondern eben auch kulturell und zwischenmenschlich. Davon wird am Ende niemand reicher, auch die Kommune nicht.