Werte Damen und Herren, ach, wie rührend: Im beschaulichen Maintal trifft sich der gemeine Bürger nun bereits zum achten Mal zu einem „Suppenfest“. Organisiert von der allseits bemühten Freiwilligenagentur Maintal Aktiv, erhält offenbar jeder, der einen Topf und ein paar Reste aus der Speisekammer zusammenkratzen kann, Zugang zu diesem gutbürgerlichen Event. Ganze 16 Stände stehen zur Verfügung – der Andrang im Prekariat scheint ja noch überschaubar zu sein. Ziel sei es, Menschen „zusammenzubringen“, sich „auszutauschen“ und dabei ein wenig „kulinarische Vielfalt zu genießen“. Welch Ansinnen!
Nun, was soll ich sagen? Es ist bezeichnend für eine Gesellschaft, in der die unteren Schichten sich gegenseitig mit Suppen verköstigen und dafür wahrscheinlich noch selbst aufkommen – fünf bis sieben Liter immerhin, da kommt schon einiges an Möhren zusammen, denke ich. Rechne ich die Lebenszeit dazu, drei Stunden immerhin, muss das für die Teilnehmer ja ein erhebendes Gefühl sein: einmal im Jahr kurz das Gefühl zu haben, nicht ganz am Rande der Gesellschaft zu stehen. Einmal ein Lächeln von der Vorstadt-Omi, einmal ein Händeschütteln von jemandem mit ähnlichen Turnschuhen.
Wie erfreulich, dass die Elite dieser Veranstaltung fernbleiben darf: Keine Sorge, man findet uns nicht mit Kochschürze und Warmhalteplatte bei solch lauschigen Zusammenkünften des Mittelmaßes. Wir beschäftigen uns mit Dingen von wahrer Relevanz – der Wertentwicklung unserer Ländereien, der Auswahl eines exquisiten Caterings für die nächste Soiree oder, nun ja, auch mal mit dem Schreiben dieser Zeilen für das gemeine Volk.
Abschließend bleibt zu sagen: Vielleicht erheben Sie Ihren Suppenlöffel in Zukunft ein wenig höher, meine Damen und Herren, und entdecken dabei, dass Ihr ewiges Bemühen um Gemeinschaft und Austausch nicht viel mehr ist als eine angenehm warme Brühe – aber doch niemals ein erlesenes Menü. Guten Appetit!