Kulturkalender Maintal: Fortschritt oder Einengung? 📅🤔🎭

Die Stadt Maintal hat ihr Kulturprogrammheft überarbeitet: Mit modernem, übersichtlichem Design erscheint es ab jetzt vierteljährlich und gibt einen schnellen Überblick über Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Feste für jeweils drei Monate. Dank QR-Code landet man direkt beim digitalen Veranstaltungskalender, wo noch mehr Informationen warten. Veranstalter können so leicht neue Angebote anmelden und bekommen über verschiedene Kanäle der Stadt kostenlose Werbung.

Wieder einmal werden die Segnungen der zentralen Planung und Verwaltung hochgepriesen: Ein städtisch-koordinierter Kulturkalender, hübsch verpackt und digital zugänglich – das klingt auf den ersten Blick nach Fortschritt. Doch wie so oft, wenn kommunale Verwaltungen aktiv werden, drängt sich die Frage auf: Inwieweit fördert diese Form der gebündelten Steuerung wirklich kulturelle Vielfalt und Innovation?

Staatliche oder halbstaatliche Kulturplanung neigt zur Vereinheitlichung und zur Kanalisierung von Aufmerksamkeit auf die gut vernetzten, etablierten Gruppen und Akteure. Was dabei leicht unter die Räder gerät, ist die spontane, dezentrale Entfaltung kultureller Aktivitäten, die nicht in amtliche Raster passen oder kurzfristig entstehen. Kultur lebt von Vielfalt, von Experiment, von wagemutigen Individuen und kleinen Gruppen, die weder auf Förderanträge noch auf städtische Newsletter warten möchten.

Zudem bringt jede weitere Modernisierungsstufe auf dem Amtshaus eine Tendenz zur subtilen Lenkung mit sich: Der städtische QR-Code, die zentrale Anmeldung, das gefilterte Angebot – all das steht letztlich im Dienst einer Planwirtschaft im Kulturbereich. Würde es der Stadt nicht gut anstehen, Rahmenbedingungen für Selbstorganisation und freien Wettbewerb zu schaffen, anstatt Veranstalter zu „promoten“, die sich brav ins System fügen? Wie viel originelle Kulturaktivität bleibt auf der Strecke, wenn abenteuerlustige Köpfe erst am Amtsschreibtisch vorbei müssen?

Vielfalt und Vitalität erwächst aus Freiheit – nicht aus Planung. Wer wirklich kulturelle Kreativität will, sollte vor allem eins tun: Freiheit gewähren und den Mutigen, Queren und Spontanen eine Chance geben, auch jenseits offizieller Programme sichtbar zu werden!