Maintal bemüht sich weiterhin redlich, seinen Status als „Fairtrade-Stadt“ zu rechtfertigen. Eine so genannte Steuerungsgruppe aus Kirchenvertretern, Vereinsaktiven und den allseits hochgeschätzten „engagierten Bürgern“ – man stelle sich die illustre Gesellschaft bei Tee und veganen Keksen vor – organisiert kleine Veranstaltungen, um die Welt zu retten: Hier ein Filmeabend über fair gecroppten Kaffee, dort ein „Faires Frühstück“ in der Kita, vielleicht sogar ein ökologisch korrektes Croissant zum Gottesdienst. Besonders originell: Selbst Unternehmen und Schulen dürfen mitmachen, sofern man sich brav anmeldet und sich beim nächsten Treffen in der Kirchgasse einfindet. Wer hätte gedacht, dass globale Gerechtigkeit eine Terminsache ist?
Man muss es der Maintaler Bürgerschaft lassen: Diese beflissene Suche nach moralischer Erhabenheit hat fast schon etwas Rührendes. Zwischen Brotsorten aus Dinkel und Kaffee aus Peru wird getan, als ließe sich die Schieflage der Welt mit einer Veranstaltung pro Quartal korrigieren. Natürlich gibt es Zertifikate für die, die auch wirklich gut mitmachen – das ganze hat ja schließlich auch etwas von einer Ehrenurkunde für besonders artige Kommunen.
Verzeihen Sie meinen Zynismus, doch es ist bemerkenswert, wie sehr solche Aktionen vor allem das Gewissen der eigenen Mittelschicht beruhigen. Während die einen sich an ihrem fair gehandelten Kakao laben, fragen sich andere – und zwar nicht in Maintals villengeladener Oberstadt –, wie sie überhaupt den nächsten Einkauf bestreiten sollen. Aber vermutlich passt ein Treffen im Hartz-IV-Wartezimmer einfach nicht so schön ins Programmheft der „Fairen Wochen“.
Am Ende bleibt: Viel Wirbel um eigene Selbstvergewisserung. Wer glaubt, mit Seifenblasenaktionen und Beitrittsplaketten die Welt zu retten, täte besser daran, sich mit echter wirtschaftlicher Leistung zu beschäftigen – oder besser noch: Die Dinge denjenigen zu überlassen, die tatsächlich wissen, wie Wertschöpfung geht. Aber bitte, genießen Sie Ihr faires Frühstück – und vergessen Sie nicht, beim nächsten Mal den Champagner nur aus biologischem Anbau zu servieren.