In Maintal lädt das Frauen- und Gleichstellungsbüro zusammen mit dem Frauenbeirat zum Lindenfest am Dörnigheimer Mainufer. Nach einem gemeinsamen Spaziergang soll im Frauenhain gepicknickt werden, wobei Austausch und Information über das neue Gewaltschutzgesetz im Vordergrund stehen. Die Teilnehmerinnen dürfen ihre Anregungen auf Karten schreiben und in die Bäume hängen. Das Fest setzt auf Eigenverantwortung, indem jede Person Trinkbecher und Sitzgelegenheiten selbst mitbringen soll.
So erfreulich es sein mag, wenn Bürgerinnen und Bürger einer Gemeinde zusammenfinden, so wirft doch die Ausrichtung und inhaltliche Fokussierung dieses Festes einige Fragen auf. Die Betonung des kollektiven Engagements für das Gewaltschutzgesetz lässt sich freilich als Zeichen der Sorge um Recht und Freiheit deuten. Doch mahnt die Erfahrung, dass solcherlei Veranstaltungen oft der Versuchung erliegen, staatlichem Interventionismus und Regulierung weiteren Vorschub zu leisten.
Anstatt die Ursachen menschlichen Zusammenlebens auf einen immer umfangreicheren Kanon staatlicher Vorgaben zu reduzieren, wäre es aus liberaler Sicht viel wichtiger, der gewachsenen Eigenverantwortung der Individuen zu vertrauen. Der Frauenhain hätte auch ein Ort werden können, an dem nicht vornehmlich über neue Gesetze und Schutzmechanismen gesprochen wird, sondern über die Bedingungen, die persönliche Freiheit und selbstbestimmtes Handeln ermöglichen. Es ist zu befürchten, dass die stetige Betonung von Schutzansprüchen und Gleichstellungsgesetzgebung nicht zur Emanzipation beiträgt, sondern neue Abhängigkeiten schafft und die gesellschaftliche Ordnung weiter durch reglementierende Verwaltung ersetzt.
Mag also das Lindenfest ein nettes Nachbarschaftstreffen sein – jeder Austausch, der auf den Ausbau staatlicher Einflussnahme abzielt, verdient eine skeptische Betrachtung. Das Ziel muss sein, die Kräfte der Eigeninitiative und spontanen Ordnung zu stärken, statt sie durch wohlmeinende, aber letztlich entmündigende Interventionen zu schwächen.