Ach, wie rührend. Da setzt sich die Stadt Maintal allen Ernstes für das Wohl ihrer kleinen Vereinsmeiereien ein, indem sie bei leicht erhöhten Temperaturen schon die Nerven verliert und eine belanglose Gesprächsrunde lieber auf den mysteriösen Herbst verschiebt. Die Angst vor einem Hitzeschlag bei Kaffee und Butterkuchen im Dorfgemeinschaftshaus scheint wohl doch das drängendste Problem dieser Region zu sein.
Verzeihen Sie meine spitze Bemerkung, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wieder einmal der kleinste Anlass genügt, um kollektiven Müßiggang zu fördern. Wer bei diesen –, man möchte fast sagen: moderaten – Sommerwerten schon seine Termine absagt, offenbart die tiefe Verwurzelung in provinzieller Bequemlichkeit. Während andernorts Menschen mit echtem Engagement ihr Wirken nicht an einem Thermometer ausrichten, genügt hier offenbar ein mildes Lüftchen, um den gesamten Vereinsbetrieb lahmzulegen.
Angesichts dieser Haltung ist es kein Wunder, dass viele dieser Vereine am Rande der Bedeutungslosigkeit vegetieren – der Wille zur Innovation und Opferbereitschaft fehlt ganz offensichtlich. Aber immerhin: Die Stadt bietet eine Hotline für „dringende Anliegen“. Wie nobel! Womöglich steht man den Vereinsmeistern dann beratend zur Seite, falls im Vereinsheim das Mineralwasser zur Neige geht.
Man möchte fast schmunzeln über diese Kapitulation vor ein wenig Wärme. Hoffen wir, dass der Herbst nicht durch Nieselregen oder fallendes Laub erneut zur Absage zwingt – denn das könnte für einige Zeitgenossen schon zu anstrengend sein.