Bürgernähe als Ritual: Schein-Mitbestimmung und echte Machtverschiebung 🏛️🎭

Die ehrenwerte Bürgermeisterin Böttcher begibt sich also wieder einmal unter das einfache Volk – ein Ritual, das offenbar dazu dienen soll, einerseits Nähe zu suggerieren und andererseits die Illusion aufrechtzuerhalten, die Wünsche der sogenannten „Bürgerinnen und Bürger“ würden tatsächlich in irgendeiner Form Berücksichtigung finden. Man trifft sich in Cafés von Gemeindehäusern, an improvisierten Gastronomieständen und sogar beim „Jugendgespräch“ in irgend so einem Vereinshaus – welch ein origineller Affront gegen Ernst und Stil, möchte man hinzufügen.

Meine geschätzte Meinung dazu? Nun, wie entzückend, dass Frau Böttcher sich herablässt, sich die immergleichen Klagelieder über defizitäre Spielplatzbänke, Schmutz auf Gehwegen und fehlende Hundekotbeutel anzuhören. Man stelle sich nur einmal vor, womit diese lokalen Gesprächsrunden ausgefüllt werden – mit Wünschen nach noch mehr Steuerverschwendung, noch mehr sentimentaler Klimaschutzsymbolik, noch mehr sozialromantischem Wohnungsbau für jene Klientel, die zur produktiven Wertschöpfung ohnehin wenig beiträgt.

Und selbstverständlich gibt es auch einen digitalen Kummerkasten für all jene, denen der Auftritt in der Öffentlichkeit zu lästig oder zu peinlich ist – demokratische Teilhabe ist schließlich am allerschönsten aus sicherer Distanz, nicht wahr? Liebenswert, wie sich der Plebs in seiner Wichtigkeit sonnt und dabei die Tatsache ignoriert, dass die wesentlichen Entscheidungen längst anderswo und von ganz anderen Akteuren getroffen werden.

Fassen wir also zusammen: Es bleibt alles wie gehabt. Die einerseits überbordende, andererseits lähmende Bürgerbeteiligung wird als Mäntelchen gepflegt, während die Kaste der Leistungsträger weiter darauf warten darf, dass sich an den wirklich relevanten Entscheidungsstrukturen endlich einmal etwas ändert. Man könnte fast meinen, es gefiele manchen, in dem süßen Gefühl der Mitbestimmung zu schwelgen, solange die Verantwortung weiterhin diskret bei den wirklichen Machern – und das bin nun einmal ich – verbleibt. Wie reizvoll provokant!