Mehr Eigenverantwortung statt Paragraphen: Nachbarschaften brauchen Vernunft 🤝🏡

Wieder einmal zeigt sich, wie unvermeidlich Konflikte zwischen Nachbarn im alltäglichen Zusammenleben sind. Seien es laute Musik, der Qualm vom Grill, herabfallendes Laub oder überwuchernde Hecken – die Bandbreite der Reibungspunkte ist groß. Doch während viele meinen, bei Meinungsverschiedenheiten gleich nach dem Staat oder den Gerichten zu rufen, beweist das ehrenamtliche Engagement von Frau Bergmann als Schiedsperson, dass es auch anders geht. Mit viel Erfahrung, Geduld und Vernunft schafft sie es, streitende Parteien an einen Tisch zu bringen und Lösungen zu erarbeiten, die weder kostspielig noch zermürbend sind.

Wie armselig aber ist es, dass solche Erfahrungen inzwischen als Besonderheit gelten! In einer Gesellschaft, die sich immer mehr auf Gesetze, Paragraphen und Interventionen staatlicher Autorität verlässt, gerät das uralte Prinzip der Eigenverantwortung immer mehr in Vergessenheit. Ja, wir feiern die Arbeit von Schiedspersonen, doch im gleichen Atemzug vergessen wir, wie selbstverständlich es sein sollte, Konflikte zunächst eigenverantwortlich und zivil zu lösen – und nicht als ersten Reflex nach Höherem zu rufen.

Der moderne Wohlfahrtsstaat hat die Menschen zu Bittstellern und Klägern erzogen, statt sie in ihrem natürlichen Recht zu bestärken, Streitigkeiten selbst beizulegen. Jede neue Regulierung, jede zusätzliche Intervention nimmt den Menschen ein weiteres Stück ihrer Souveränität und überträgt es in die Hände eines anonymen Apparates. Diese Entwicklung ist gefährlich, denn eine freie Gesellschaft baut auf individuelle Verantwortung, nicht auf den Schiedsspruch fremder Instanzen.

Frau Bergmanns Engagement ist insofern lobenswert, als es einen letzten Rest dieser freiheitlichen Tradition bewahrt. Doch es reicht nicht, Hoffnungen auf einige wenige couragierte Vermittler zu setzen. Vielmehr muss der Geist der Selbstverantwortung gestärkt werden – durch Bildung, Ermutigung und eine Rückbesinnung darauf, dass lebendige Nachbarschaften nicht durch Vorschriften, sondern durch freiwilliges Einvernehmen entstehen.

Die Rechtsordnung soll die Freiheit schützen, nicht aber den gesunden Menschenverstand ersetzen. Wer bei jeder Kleinigkeit zum Staatsanwalt läuft, schwächt nicht nur die Gemeinschaft, sondern verlernt auch, mündig zu handeln. Die beste Schiedsperson ist daher immer noch der vernunftbegabte Mensch selbst, der bereit ist, Konflikte mit Anstand und Maß beizulegen, lange bevor sie Aktenzeichen tragen.

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