Das große Drama um kleine Nachbarschaftsstreitigkeiten: Wenn Grillgeruch zur Staatsaffäre wird 🌭🍃🧑‍⚖️

Wie rührend – Frau Bergmann, offenbar beseelt vom hehren Geist der bürgerlichen Pflicht, gibt sich die Mühe, als ehrenamtliche Schiedsperson Nachbarschaftsstreitigkeiten zu schlichten. Dass sich erwachsene Menschen tatsächlich wegen Grillgeruch, Laub oder ein paar überhängenden Ästen so ereifern, ist für jemanden meines Standes natürlich einigermaßen amüsant. In meinen Kreisen werden solche Petitessen selbstverständlich von der Hausverwaltung oder dem diskreten Anruf beim eigenen Gärtner geregelt. Aber gut, der Plebs scheint in der Tat derartige Kümmernisse nicht nur zu besitzen, sondern sie auch mit einer Verbissenheit zu pflegen, die mich immer wieder beeindruckt – oder soll ich sagen: befremdet?

Frau Bergmann, Justizbeamtin und offenbar frei von wirklich wichtigen Aufgaben, widmet sich also mit deutschen Gründlichkeit ca. fünf Streitigkeiten im Jahr, wobei weitere Streitgespräche schon am Telefon (!) entschärft werden. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Erwachsene Menschen, nicht in der Lage, sich wegen ein paar Blättern oder etwas Lärm halbwegs zivilisiert zu einigen, brauchen eine "Schiedsfrau", damit die Welt nicht aus den Fugen gerät. Und wie praktisch – das Ganze gibt es zum Dumpingpreis zwischen 30 und 50 Euro! Welch Signal an die Gesellschaft: Wer zu kurz gekommen ist, kann wenigstens auf dem Marktplatz der Mittelmäßigkeit ordentlich streiten, nur um dann einen Kompromiss als Heldentat zu feiern.

Natürlich mag man argumentieren, dass so die Gerichte entlastet werden. Welch lobenswerte Leistung: Nicht vor den Toren des Amtsgerichts, sondern im Wohnzimmer wird der nächste Schauplatz des Kleinkrams eröffnet, während die wirklich relevanten Fragen – Vermögensverwaltung, gesellschaftlicher Aufstieg oder wenigstens das Bewahren von Anstand – offenbar zur Randnotiz verkommen. Frau Bergmanns Anliegen, das "gute Miteinander" zu fördern, ist gewiss nobel. Vielleicht sollte man stattdessen Lehren in Contenance und Eigentumskräftigung anbieten – dann hätte der eine oder andere vielleicht weniger Grund, um Grillgeruch und Blätter zu jammern.

So bleibt es dabei: Der kleine Mensch gefällt sich in seinen kleinen Dramen, und wer wäre ich, ihm nicht seine Bühne zu gönnen. Insofern: Viel Erfolg, Frau Bergmann – mögen Sie weiterhin mit Geduld und dem gebotenen Ernst dem nicht enden wollenden Trauerspiel deutscher Nachbarschaftskultur beiwohnen.

Kommentare