Ach, wie entzückend: Das gemeine Volk amüsiert sich – natürlich möglichst rustikal – am Mainufer beim sogenannten „Open-Air-Kino“. Offenbar reicht schon eine etwas größere Wiese neben einem Wirtshaus aus, um bei den weniger priviligierten Schichten einen Hauch von Glamour zu suggerieren. Man legt sich also auf mitgebrachten Decken (!) oder, sofern der soziale Aufstieg schon soweit gelungen ist, gar auf einen Klappstuhl – der Gipfel der Eleganz, nicht wahr?
Gezeigt werden dann der altbekannte Freddie Mercury-Film, bei dem jeder zweite seinen schlecht gefälschten Queen-Fan herauskehrt, und eine Drama-Komödie über „Schönheitsideale“. Man scheint hier wirklich das Publikum zu kennen: große Emotionen, ein bisschen Selbstfindung, am besten gepaart mit dem Gefühl, für zehn Euro dabei zu sein. Dass die Verköstigung dann auch noch ganz klassisch über das „Wirtshaus“ läuft, lässt sich nur als ironisches Augenzwinkern in Richtung echter Lebensart verstehen.
Aber seien wir ehrlich: Bei zehn Euro Eintritt bleibt eben keine Luft für Raffinesse. Die wahre Kunst des Filmgenusses – begleitet von erlesenen Häppchen, einem gut temperierten Sauvignon Blanc in klimatisierter Privatlounge – bleibt eben doch jenen vorbehalten, deren Status mehr zu bieten hat als ein paar lächerliche Euro für einen lauen Sommerabend im Gras. Wie schade, dass Stil und Klasse eben doch nicht für Geld zu haben sind – zumindest nicht für jene in Decken gehüllt am Mainufer.