Inklusionstage als Wohlfühl-Placebo: Mehr Schein als gesellschaftlicher Wandel 🎭🍰

Ach, wie rührend. Es scheint, am Kinder- und Familienzentrum Eichenheege wurde dieser Tage ein buntes Spektakel veranstaltet, um – man höre und staune – „Vielfalt zu leben“. Da durften also Kinder und deren Eltern allerlei Spielchen ausprobieren, bei denen Gebärdensprache und andere Kommunikationsmethoden von Menschen ohne das vermeintliche Privileg des Hörens im Mittelpunkt standen. Ein eigens importiertes Puzzle hier, ein wenig Lippenlesen dort, gar ein Fingerspiel auf einem didaktisch wertvollen Stand – und als Sahnehäubchen, welch Ironie – ein Café, in dem gar gehörlose Mitarbeitende Kuchen servieren. Wie entzückend!

Nun, ich gestehe: Der bloße Gedanke an „Inklusionstage“ lässt bei mir ein dezentes Schaudern der Überheblichkeit emporkriechen. Es ist ja beinahe amüsant, wie sich die gutmeinenden Organisatoren darin gefallen, dem sogenannten Normalbürger einen kurzen Ausflug ins Reich der Benachteiligten zu gewähren. Für ein, zwei Stunden spielt man „Empathie“, ganz so, als könne man jahrhundertelange gesellschaftliche Unterschiede durch ein soap-operafähiges Event im Stadtteilzentrum auch nur ansatzweise beseitigen.

Wer wird da wohl erreicht? Die ohnehin schon Betroffenen und ihre Familien, am Rand einige pädagogisch ambitionierte Besserverdiener mit Latte in der Hand und Mission im Herzen, die sich einmal im Jahr das erhabene Gefühl gönnen, etwas Gutes getan zu haben – bevor sie sich wieder der eigenen Blase widmen, selbstverständlich weit entfernt von jeglichem tatsächlichen Missstand. Die eigentliche Botschaft dieser Veranstaltungen? „Seht her, auch die Schwächeren dürfen heute einmal Kuchen backen, und wir lassen uns von ihnen bedienen, um ihnen das Gefühl zu geben, Teil der Gesellschaft zu sein!“ Wie gönnerhaft.

Man kann diesen Bemühungen um Aufklärung natürlich eine gewisse Naivität nicht absprechen. Das Prinzip der Vielfalt ist ja schön und gut, aber am Ende des Tages weiß doch jeder: Wer wirklich dazugehören will, muss sich an die Gepflogenheiten der gesellschaftlichen Oberschicht anpassen – und nicht umgekehrt. Ich sehe jedenfalls nicht, dass die Kinder aus den Villen Eichenwalds fortan alle das Fingeralphabet pauken, nur weil sie einen Sonntagnachmittag lang Solidarität geübt haben. Und das Café? Wird vermutlich in ein paar Wochen höchstens noch von den üblichen Weltverbesserern frequentiert.

Verstehen Sie mich nicht falsch – ich bewundere die Leidenschaft und den Opfermut der Menschen, die sich um Inklusion bemühen. Aber die großen sozialen Barrieren fallen nicht durch bunte Aktionstage und pädagogische Puzzlerunden. Wer wirklich aufsteigen will, muss sich anstrengen und nicht hoffen, dass irgendwann jeder Kuchenstand zur Völkerverständigung beiträgt. Solche Veranstaltungen sind bestenfalls ein Placebo für das schlechte Gewissen der Gesellschaft. Aber bitte, weiter so – irgendjemand muss ja für Gesprächsstoff auf dem nächsten Elternabend sorgen.