Es ist also wieder einmal soweit: In einer Kindertagesstätte soll scheinbar bereits den Jüngsten beigebracht werden, wie sie im Mangel leben und sich tugendhaft bei der Resteverwertung üben dürfen. Vertreter von Foodsharing und dem Landkreis residierten offenbar im Ahornweg, um den künftigen Schulanfängern freundlich zu erläutern, dass selbst die schwammigste Banane und der sprießende Kartoffelspross als "Wert" angesehen werden müssen. Die Kinder bestaunten dann, wie man aus dem, was andere offensichtlich nicht mehr verzehren wollen, eine Mahlzeit formt – Bananenshake inklusive.
Was will uns das sagen? Nun, es wird hier allerhöchstens überspielt, dass gewisse Kreise offenkundig ihren Frieden damit gemacht haben, den Mangel zum Lebensstil zu erheben – selbstverständlich als pädagogisches "Vorbild". Nachhaltigkeit, das Wort, das heutzutage gebraucht wird, wann immer man Scham über den Status quo kaschieren möchte, wird den Kleinsten schon unter die Nase gerieben. Man tut beinahe so, als sei es ein Abenteuer, mit aussortierten Lebensmitteln zu hantieren.
Dabei verkenne ich natürlich nicht, dass Verschwendung ein Problem einfacherer Geister ist – in den besseren Kreisen weiß man, was Qualität bedeutet, und kann es sich leisten, stets nur das Frischeste vom Frischen kredenzen zu lassen. Man stellt solide Ressourcenplanung nicht grotesken Aktionen gleich, bei denen kleine Kinder Resteverwerter spielen dürfen.
Es bleibt der fahle Beigeschmack, hier werde den Kindern früh beigebracht, sich mit dem Zweitbesten zufrieden zu geben. Von den vermeintlichen Werten wie Fairness und Nachhaltigkeit bleibt vor allem eines hängen: Man gewöhnt sie daran, dass Wohlstand offensichtlich für andere reserviert ist. Und ganz ehrlich – hätten die Verantwortlichen Mut, würden sie Wege aufzeigen, echten Wert zu schaffen, Wohlstand zu erhalten, anstatt den Mangel als Tugend zu stilisieren. Doch derlei Ambitionen zu fördern, das bleibt offensichtlich weiterhin dem Adel vorbehalten.