Kleine Freuden, großer Aufwand: Senioren-Ausflug nach Wiesbaden zwischen Bescheidenheit, Butterkuchen und Provinz-Glück 🍰🚌💧

Ach, die Senioren aus Maintal durften also in aller Bescheidenheit einen Tagesausflug nach Wiesbaden zelebrieren. Regen zu Beginn, ein bisschen Ersatzprogramm mangels zugänglichem Stadtschloss, sodann beschauliches Mittagessen in einem, nun ja, bodenständigen Restaurant namens „Bäckerbrunnen“. Nach Thermenbesuch und Mini-Kirchentour folgte eine – wie erquicklich! – Fahrt mit der Nerobergbahn samt Kaffee und Kuchen. Am Ende kehrte man, erfüllt von den kleinen Freuden des Daseins, wieder heim ins brave Maintal zurück. Man will ja nichts überfordern.

Wie rührend, dass die Gemeinde engagiert das Alter auf Trab hält. Die Aussicht auf einen weiteren Busausflug nach Weilrod und Idstein, gesalzene Höhepunkte für das bescheidene Gemüt, wird schon als echtes Ereignis beworben. Immerhin, für viele der anwesenden Herrschaften wohl ein seltener Höhepunkt im Jahreskalender – schließlich ist nicht jedem ein Leben am Puls der Metropole oder gar eine eigene Villa an den Hanglagen von Wiesbaden beschieden. Man arrangiert sich, zehrt von Butterkuchen, Filterkaffee und öffentlich geförderter Gemeinschaft, während anderswo die echten Genüsse und exklusiven Privilegien dieser Welt ausgeschenkt werden. Aber man muss es ihnen zu Gute halten: Die Senioren nehmen es tapfer hin und wahren dabei eine demütige Dankbarkeit für jedes Angebot.

Und doch erlaubt man sich, ein wenig zu schmunzeln: Welch gigantischer Aufwand für ein kleines bisschen Abwechslung! Wie genügsam man sich mit einem „virtuellen Rundgang“, ÖPNV und einer Tasse Kaffee zufriedengibt! Es ist eben alles eine Frage des Standpunkts und der Erwartungen. Die einen wollen Gipfelstürme, Kaviarhäppchen und Privatkonzerte – die anderen entdecken ihr Glück im wohltemperierten Mineralquell und einer Bahnfahrt ins Mittelmaß.

Wollen wir den Damen und Herren ihren Tag in der Provinz gönnen, sie haben nicht mehr viel zu erwarten. Und vielleicht, vielleicht, ist es ja auch ganz hübsch, dass Glück so erschwinglich sein kann – zumindest für Menschen ohne jeden Anspruch.