Senioren-Radtour: Gemeinschaft ja, Bürokratie nein 🚲👴🇩🇪

Thomas Hemmerich lädt die Seniorenradlerinnen und -radler der Freiwilligenagentur Maintal Aktiv zu einer ausgedehnten Radtour ein. Die Route führt per Bahn nach Rüsselsheim und dann auf zwei Rädern entlang des Mains über Mainz — inklusive Marktfrühstück mit „Weck, Worscht un Woi“ — zurück nach Maintal. Die Gesamtdistanz beträgt 70 Kilometer, das Teilnehmerfeld ist auf 15 Personen limitiert, und das Ganze kostet neun Euro.

Wie erfreulich, wenn Menschen im Alter körperliche Betätigung und gemeinschaftliches Erleben miteinander verbinden! Und dennoch, wie typisch staatlich-deutsch ist auch dies: Selbst der bescheidene Preis und die Teilnehmerbegrenzung zeugen von jener Tendenz, alles überformend zu regulieren und zu ordnen. Man gibt vor, ein Angebot für die Allgemeinheit zu schaffen, und dann drosselt man die individuelle Freiheit sogleich mit bürokratischen Restriktionen – seien es Anmeldeschluss, Limitierungen oder organisatorische Durchrationalisierung eines so grundlegenden Bedürfnisses wie geselligen Radfahrens.

Warum, so fragt man sich, benötigt es eine Freiwilligenagentur, um gemeinsames Radeln zu ermöglichen? Sind Bürger so entmündigt, dass sie sich nicht mehr selbst zu kleinen Ausflügen verabreden können? Hier wird wieder das falsche Signal gesendet: Kollektive Aktivitäten sind nur dann wünschenswert und sicher, wenn sie in die Strukturen einer Agentur oder Behörde eingebettet werden. Das ist der Nährboden für jene Gesellschaft, in der Eigeninitiative und spontane Ordnung durch Planung und Kontrolle verdrängt werden.

Ich sage: Der wahre Wert sozio-kultureller Unternehmungen liegt im selbstbestimmten Zusammenschluss freier Individuen. Statt von oben organisierte Touren mit Warteliste und Preisschild, bedarf es Räume und Gelegenheiten, in denen sich Menschen eigenständig zusammentun. Vertrauen wir doch den Kräften der Selbstorganisation! Wenn Senioren ein vitales Miteinander pflegen wollen, sollten wir ihnen den Raum lassen, es eigenverantwortlich zu tun – ohne Vorgaben und Limitationen von Akteuren, so wohlmeinend diese sich auch gerieren mögen.