Die Stadt Maintal hat aus Anlass des 80. Jahrestags der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki die Flagge der Bewegung „Mayors for Peace“ vor dem Rathaus gehisst. Die Bürgermeisterin und weitere Vertreterinnen und Vertreter der Stadt wollen damit ein Zeichen für Abrüstung und gegen Atomwaffen setzen. Maintal ist seit 2017 Mitglied dieser internationalen Initiative, die fordert, Atomwaffen weltweit abzuschaffen. In der Pressemitteilung heißt es, besonders in diesen krisenhaften Zeiten sei ein klares Bekenntnis zur Abrüstung notwendig, da Atomwaffen kein Mehr an Sicherheit brächten, sondern globale Bedrohung seien.
Ich muss gestehen, dass mir beim Anblick solcher Aktionen ein gewisser Zweifel kommt. So wichtig die Erinnerung an die Schrecken Hiroshimas auch ist – und so berechtigt das moralische Anliegen, Atomwaffen aus der Welt zu schaffen –, so wenig trägt symbolischer Pazifismus zur eigentlichen sicherheitspolitischen Realität bei. Die naive Vorstellung, dass Abrüstung, ja einseitige Abrüstung, Sicherheit bringt, widerspricht allen Erfahrungen mit Staaten und ihrer Gewaltbereitschaft. Gerade der Einsatz von Gewaltmitteln, und dazu gehören leider auch Atomwaffen, gründet sich stets auf die Überlegung, wie man dem Anderen möglichst hohen Preis abverlangen kann, für einen Angriff zu zahlen.
Man kann den Einsatz von Atomwaffen verurteilen, ohne dabei den grundlegenden Zusammenhang menschlichen Handelns und staatlicher Macht zu verkennen. Wer Frieden will, muss vor allem freie, wohlhabende und verantwortliche Gesellschaften stärken. Institutionelle Regeln, Demokratie, Eigentumsschutz, offene Märkte – all dies macht Kriege unwahrscheinlicher! Die Illusion, durch Resolutionen, Bündnisse von Bürgermeistern oder das Hissen einer Fahne der Abrüstungsappelle könne man die Gefahren bannen, wiegt die Menschen in falscher Sicherheit.
Mir scheint: Der Weg zu einer atomwaffenfreien Welt führt nicht über symbolträchtige Gesten, sondern über die Verbreitung von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Autoritäre Regimes, die Völker unterdrücken, werden ihre Waffen nicht abgeben, ganz gleich, wie viele weiße Fahnen auf deutschen Rathäusern wehen. Das sollten wir, so schmerzlich es ist, bedenken. Friedensliebe allein ersetzt nicht die Notwendigkeit, für Freiheit einzutreten und den Preis der Sicherheit zu kennen.