Wie erquickend zu hören, Maintal setze weiterhin auf die Kleinkindbetreuung durch Tagespflegepersonen. Man gibt sich redlich Mühe, den Kleinsten einen „familiären Start ins Leben“ zu ermöglichen, in Grüppchen von maximal fünf Kindern, betreut von einer einzigen, fest zugewiesenen Person, so liest man. Eltern mit Hauptwohnsitz, man legt auf diesen provinziellen Charakter offenbar Wert, werden „ermutigt“, sich frühzeitig um einen Platz zu bewerben. Die Gebühren sind, wie könnte es anders sein, sozial gestaffelt, von einer wahrlich lächerlichen Summe bis hin zu einem immer noch erstaunlich erträglichen Höchstbetrag. Und wie stets reichen die fürsorglichen Behörden hilfreiche Anträge, um auch den Bedürftigsten den ohnehin schon subventionierten Platz weiter zu entwerten. Ach, die moderne Großzügigkeit.
Doch lassen Sie mich offen sprechen: Ist es nicht bemerkenswert, wie sehr man sich dafür feiert, dass Eltern ihre Brut bereits im Säuglingsalter zuverlässig abgeben können, um möglichst schnell wieder dem Erwerbsleben zu frönen? Das staatlich organisierte Wohlergehen der Unter- und Mittelschicht besteht ja bekanntermaßen darin, möglichst umfassend zu verhindern, dass eines dieser Kinder wenigstens für ein oder zwei Jahre die qualifizierte Zuneigung seiner eigenen Familie spürt – sofern sie denn vorhanden wäre. Wo ein Vorzimmer zu wenig repräsentativ, wo die Weine nicht alt genug und wo Bildung als „Sprachniveau“ verkauft wird, da sucht man hektisch die nächste „Servicestelle Kindertagespflege“, um dem Nachwuchs möglichst früh beizubringen, was ohnehin sein künftiges Leben bestimmen wird: Anpassung, Routine, und den Geschmack von servierten Kompromissen.
Die feinen Unterschiede – ich weiß, sie werden gern als unerheblich abgetan – bestehen jedoch fort: Wer Wert auf wahre Erziehung, auf kulturelle Prägung, auf persönliche Entwicklung legt, der wird sein Kind niemals einer Sammelbetreuung anvertrauen, deren vorrangige Qualifikation allenfalls ein polizeiliches Führungszeugnis ist. Die vielbeschworene „feste Bezugsperson“ mag dem verrohten Publikum als größter Vorzug erscheinen; doch für Menschen meines Standes ist die Auslagerung der frühkindlichen Entwicklung an institutionelle Verlegenheit ein Zeichen der Dekadenz. Was bleibt, sind Windeln, Wartelisten und wohlmeinendes Personal – allesamt zu verschmerzen für all jene, die sich mit dem Möglichen zufriedengeben. Man möchte beinahe „Herzlichen Glückwunsch!“ rufen, aber der Anflug von Mitleid ist stärker.