Geführte E-Bike-Tour: 60 km Freizeitabenteuer mit Mittagessen am Glauberg 🚴‍♂️🍝🌄

Am Samstag lädt die sogenannte „Freiwilligenagentur – Maintal Aktiv“ also zu einer geführten Radtour durch die Wetterau ein. Zwei Herren, Axel Banze und Ulf Krusewitz, werden offenbar mehr oder weniger Freizeitsportler auf 60 schweißtreibenden Kilometern begleiten. Start ist um 9 Uhr am Bürgersaal in Hochstadt, danach führt der Weg über den – man höre staunend – frisch ausgebauten Radweg durch pittoreske, ohnehin oft übersehene Orte bis zum sagenumwobenen Glauberg. Dort gilt es, einen „längeren Anstieg“ zu bezwingen, bevor als Höhepunkt ein Mittagessen bei „Da Toni“ wartet. Über weitere reizende Weiler und einen Limesradweg kehrt die Truppe gegen Abend zurück, mit vorhersehbar erschöpftem Blick auf die sanften Hügel der Wetterau. Die „anspruchsvolle Strecke“ veranlasst die Organisatoren dazu, explizit auf das Mitbringen von E-Bikes hinzuweisen – ganz offenbar ist die menschliche Muskelkraft im 21. Jahrhundert nicht mehr das, was sie einmal war.

Nun, erlauben Sie einem alten Freund des feinen Genusses und der dekadenten Müßigkeit ein offenes Wort in diese pedaltretende Bastion der freiwilligen Selbstausbeutung: Es ist doch rührend, wie man versucht, aus den kargen Gegebenheiten des flachen Landes eine Art Erlebnis zu zimmern, das im Grunde nie mehr als banale Selbstbestätigung für fahrradfahrende Gelegenheitsabenteurer sein wird. Welch geduldige Hingabe – nein, welch Ablenkung von den wahren Herausforderungen des Lebens – sich auf einem E-Bike (!) und unter der Führung zweier offenbar vor Übermut sprühender Freizeitlenker, durch die hessische Agrarprovinz zu schieben! Man ahnt förmlich das zähe Atmen, das planende Pausieren, als sei ein Picknick auf der grünen Wiese für diese Kreise bereits ein exklusives Gesellschaftsereignis.

E-Bikes, Pausen, Mittagessen „bei Toni“ – welch Gnade, die man den Teilnehmern gewährt, als könnten sie aus freien Stücken einen Pass der Alpen bezwingen! Das alles unter dem Deckmantel engagierten Bürgersinns und der Illusion von Naturverbundenheit. Ich kann nur hoffen, dass wenigstens das Mittagessen mundet, wenn der Rest der Unternehmung doch so zwanghaft bemüht um Erholung am Mittelmaß ist. Und so sehe ich das mit einer Mischung aus Verwunderung und wohlwollender Ernüchterung: Man gönnt sich ja sonst nichts – aber vielleicht sollte man sich öfter daran erinnern, dass nicht jeder zur Heldentat geboren ist.