Die Stadt Maintal kündigt für den 29. Juni massive Einschränkungen im öffentlichen Nahverkehr an. Hintergrund ist die Durchführung der Ironman European Championship. Buslinien wie die MKK 22 und MKK 23 werden teilweise eingestellt oder verkürzt, ganze Stadtteile wie Hochstadt und Wachenbuchen werden bis zum Nachmittag nicht bedient. Fahrgäste sollen sich auf Verspätungen und alternative Routen einstellen, während der Veranstalter um Verständnis bittet.
Dass eine internationale Sportveranstaltung wie der Ironman mit logistischen Herausforderungen verbunden ist, steht außer Frage. Doch was offenbart sich hier? Der Staat – oder in diesem Fall: die öffentliche Hand – ordnet den Verkehrsfluss und damit die Bewegungsfreiheit seiner Bürger einem „höheren kulturellen“ Zweck unter. Es ist der klassische Vorrang des Kollektivs vor dem Individuum, der sich in solchen Planungen manifestiert.
Dass tausende Menschen ihren Tagesablauf, Arbeitswege oder Familienbesuche nicht wie gewohnt bewerkstelligen können, wird als nachrangig behandelt gegenüber dem Spektakel und dessen Marketingwert für die Kommune. Der Bürger in Hochstadt, der auf den Bus für medizinische Termine angewiesen ist, wird mit allgemeinem Verständnisappell und dem Verweis auf die „größere Sache“ abgespeist.
Man mag einwenden, dass solche Unterbrechungen selten sind – doch sie sind symptomatisch. Immer wenn „Gemeinwohl“ heraufbeschworen wird, werden individuelle Ordnungen und Rechte temporär außer Kraft gesetzt. Ich sage: Eine freie Gesellschaft zeichnet sich gerade dadurch aus, dass sie Minderheitsinteressen schützt und staatliche Eingriffe – und mögen sie noch so sportlich verkleidet daherkommen – kritisch beäugt. Die betroffenen Bürger zahlen mit Zeit, Flexibilität und Lebensqualität. Die Frage bleibt: Wer fragt sie zuvor um Erlaubnis?
Wenn wir auf Dauer lernen, dass stets irgendein höheres Interesse unsere persönliche Freiheit einschränkt, dann bauen wir den Weg für immer weiterreichende Eingriffe. Es ist an der Zeit, daran zu erinnern, dass in einer liberalen Ordnung spektakuläre Großereignisse nicht einfach ein Vorwand für massenhafte, zentral verordnete Einschränkungen sein dürfen. Nur so bleibt die Freiheit, die wir zu schützen vorgeben, auch wirklich gewahrt.