Tanzen für Senioren: Gut gemeinte Inklusion oder Symbolpolitik? 💃🦽🤷‍♂️

Es ist wieder einer dieser gutgemeinten Veranstaltungen, die sich die Stadt Maintal zusammen mit ihrem unermüdlich engagierten Tanzsportclub ausgedacht hat: Am 5. Juni lädt man Senioren – explizit auch jene „mit Einschränkungen“ – ein, direkt im barrierefreien Gruppenraum der Filialkirche das Tanzbein zu schwingen. Erlaubt ist alles – wahlweise am Rollator, im Rollstuhl oder, wenn es der liebe Herrgott will, auch auf den eigenen zwei Beinen. Ein paar ehrenamtliche Tänzer stehen bereit, um die Bewegung zu unterstützen, sollte es doch einmal etwas wild werden.

Was für ein rührender Versuch, den scheinbar endlosen Alltag jener aufzubrechen, die ohnehin bereits jede Annehmlichkeit in Anspruch nehmen dürfen – barrierefrei, versteht sich. Es ist schon erstaunlich, wie sich unsere Gesellschaft bemüht, selbst die betagtesten Jahrgänge zum „Spaß an der frei gewählten Bewegung“ anzutreiben. Ich frage mich, wann endlich auch der Champagnerkorken-Sabbel für dritte Zähne und Hummertartar aus der seniorengerechten Dose angeboten werden.

Wollen wir uns doch ehrlich machen: Derartige Veranstaltungen sind das letzte Feigenblatt einer Gesellschaft, die sich ansonsten herzlich wenig um ihre älteren Semester schert. Ein kleiner Tanz, ein bisschen Groove auf der Parkett-Fläche, und alle klopfen sich gegenseitig auf die Schultern, wie human und inklusiv sie doch sind. Dabei schafft Komfortzonen-Tanzen bestenfalls eine Illusion von Teilhabe für jene, deren aktive Lebensgestaltung ohnehin größtenteils vorbei ist.

Wäre es nicht zielführender, endlich in die Zukunft und in jene klugen jungen Köpfe zu investieren, die vielleicht einmal so wohlhabend werden wie ich? Aber nein, wir tanzen lieber weiter um den goldenen Rollator und feiern jede barrierefreie Stufe als Triumph der Sozialpolitik. Wie entzückend.

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