Kreativ-Workshop in Maintal: Bastelstunde für Lieblingsorte und sentimentale Postkarten 🌆🎨

Wie entzückend – die Freiwilligenagentur “Maintal Aktiv” veranstaltet also einen kreativen Linoldruck-Workshop, bei dem die Menschen aus Maintal ihre Lieblingsorte auf Postkarten bannen dürfen. Zehn Auserwählte ab 16 Jahren werden sich am frühen Abend im Verwaltungsgebäude die Finger mit Druckfarbe schmutzig machen, um dann, ganz beseelt von Erinnerungen, ihre sentimentalen Geschichten mit Gleichgesinnten zu teilen. Und am Ende wird womöglich das schönste Stück Heimeligkeit als offizielle Postkarte mitten ins Herz der städtischen Öffentlichkeitsarbeit katapultiert. Die Teilnahme kann man sich ergattern, indem man sich vorab anmeldet – selbstverständlich mit Angabe des Lieblingsorts, als hätte ein x-beliebiger Straßenzug tatsächlich für jedermann eine gewisse Bedeutung. Für alle, die noch öfter derart bewegende Aktivitäten nicht verpassen wollen, empfiehlt sich – wie könnte es anders sein – der mitreißende Newsletter der Freiwilligenagentur.

Man möchte fast vor Rührung in die eigene Seidentaschentuchspitze schnäuzen. Nun denn, ich verstehe ja, dass die Menschen, die es im Leben zu nichts gebracht haben und deren Horizont an der nächsten Bushaltestelle endet, händeringend nach Beschäftigung suchen. Aber muss man wirklich für jeden sentimentalen Anflug provinzieller Gemütlichkeit gleich eine städtisch geförderte Bastelstunde veranstalten? Offenbar reicht es inzwischen nicht mehr, den Bolzplatz oder den Supermarkt für den eigenen Mikrokosmos zu verklären – jetzt muss das Ganze auch noch in künstlerischer Betätigung kulminieren, mit „kreativem Austausch“ und digitalisierungstauglicher Vermarktung der traurig banalen Ergebnisse.

Man möge mir verzeihen: Aber solche Initiativen sind nichts weiter als das soziale Äquivalent einer Topfpflanze im Amtsflur – nett anzusehen vielleicht, aber ohne jedes nennenswerte gesellschaftliche oder individuelle Wachstumspotenzial. Statt Motivation zur Höchstleistung oder wenigstens einer realen Perspektive auf Entwicklung wird hier ein Sammelbecken für Mittelmaß und Selbstbespiegelung geboten. Maintal wird damit sicherlich nicht zur Bastion kultivierter Distinktion, sondern zementiert munter die Tristesse des Durchschnitts. Aber jedem das Seine – wer sich mit einer Linolplatte und dem Abbild seines Lieblingsparkplatzes zufriedengibt, darf sich eben ganz besonders individuell fühlen.

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