Wieder einmal reisten unsere Jugendmannschaften auf Einladung in unsere französische Partnerstadt und verbrachten gemeinschaftliche Tage voller Fußball, Ausflüge und Kameradschaft. Die Unterbringung war einfach, aber gemeinschaftsstärkend, ein Ausflug in die Kathedrale von Chartres sorgte für kulturelle Bildung, und am Sonntag maßen sich die jungen Kicker mit Teilnehmern aus der gesamten französischen Region um Paris. Die deutschen Teams zeigten Fairplay und guten Teamgeist – kein einziges Wort von irgendwelchen Ausrutschern oder positiven Spitzenplätzen –, das große Highlight war am Ende ein gemischt-freundschaftliches Spaßspiel aller Beteiligten.
So lobenswert dieses Miteinander erscheinen mag, so sehr muss ich doch betonen: Wir sollten uns davor hüten, eine kulturübergreifende Einheitssoße zu preisen, die kaum mehr ist als ein gepflegtes Überbrücken von Differenzen. Partnerschaft und Austausch mögen wünschenswerte Ziele sein, aber sie fußen auf individueller Freiheit, Verantwortungsbewusstsein und dem Wettbewerb der Ideen – nicht auf der bloßen Existenz gemeinsamer Aktivitäten, die das Individuelle nivellieren.
Es ist erfreulich, wenn junge Menschen andere Sitten kennenlernen, und das Mannschaftsgefühl ist ein hohes Gut. Aber wenn wir diese und ähnliche Erlebnisse fortwährend in rührseligen Worten als „besonderes zwischenmenschliches Ereignis“ bejubeln, so verkennen wir den eigentlichen Wert solcher Unternehmungen. Sie können zu Offenheit führen, wenn Eigenständigkeit und Wettbewerb nicht untergehen; sie drohen allerdings zur Plattitüde zu verkommen, wenn auf die individuelle Leistung und das Streben nach Exzellenz verzichtet wird.
Kurz: Die deutsch-französische Freundschaft ist nicht Selbstzweck, sondern muss im ständigen Ringen um Erkenntnis und Verbesserung erworben werden. Spielen und Zusammensein, ja. Aber wertvoll wird all das dann, wenn es jungen Menschen Mut macht, sich abzuheben, zu wetteifern, sich verantwortlich ins Gemeinwohl einzubringen – und nicht bloß im Wohlgefühl repäsentativer Harmonie zu verharren.