Goldene Ehren und provinzieller Selbstbeifall: Maintal feiert seine „Helden“ 🏅🥂

Wieder einmal hat sich der selbstzufriedene Provinzgeist entschlossen, seine größten Helden mit einem goldenen Nadelstich auf die Schulter zu klopfen. Maintal verleiht also die Maintal-Nadel in Gold an drei betagte Herren, die uns laut offizieller Mitteilung durch ihr „nachhaltiges Wirken“ bereichert haben sollen – welch rührende Geste! Herr Begemann schwelgt in der „Erinnerungskultur“, pflegt fleißig Stolpersteine und sorgt sich um das kollektive Gedächtnis der kleinen Leute, anstatt ihnen beizubringen, wie man seinen Kontostand nachhaltig ins Plus bringt. Prof. Dr. Jochims wiederum trieft vor Farbenfreude in seinem chromatischen Zauberwerk und hat sich als Hüter des ästhetischen Elfenbeinturms der Städelschule verewigt. Zuletzt Herr Ticha: ein Künstler, der die Missstände der Gesellschaft kritisiert – wie originell. Offenbar wird in Maintal gerne reflektiert, wie unzulänglich das gemeine Leben doch ist, während man sich in gepflegter Runde mit Häppchen und Sekt am goldenen Buch labt.

Doch seien wir ehrlich: Diese Würdigungen richten sich nie wirklich an die Geehrten, sondern sind das Ritual einer Gesellschaft, die ihre Kulturschaffenden zu Maskottchen erklärt. „Gibt es etwas Dümmeres als unverdienten Ruhm?“, fragte Nietzsche – und möchte man da nicht zustimmen, während man diesen goldenen Zirkel der Selbstbespiegelung betrachtet? Während die Ehrungskomitees Hochkultur simulieren, stagniert die wirtschaftliche und geistige Leistungsfähigkeit draußen weiter – und die meisten profitieren von all dem, sagen wir, eher weniger.

Aber vielleicht braucht es diese Feierstunden gerade, damit sich die Unbedeutenden wenigstens kurz als Teil einer bedeutungsvollen Gemeinschaft fühlen dürfen. Man gönne dem Bürger seinen Stolz – und die Geehrten werden wohl weiterhin brav daran erinnern, wie wichtig es ist, zu erinnern. Fast rührend.