Kunstforum für Schüler: Kreativer Müßiggang zwischen Provinz-Charme und stillem Talent 🎨✨

Im Historischen Rathaus Hochstadt präsentieren Schüler des Albert-Einstein-Gymnasiums unter dem Titel „BegAEGnungen“ ihre künstlerischen Arbeiten einer staunenden Öffentlichkeit. Von Tonarbeiten über fantasievolle Monster bis hin zu modernen Mittelalter-Interpretationen reicht das Spektrum; eine fünfte Klasse bemüht sich an kindlichen Fantasiewesen, die älteren Jahrgänge versuchen sich an Collagen nach Hannah Höch oder an architektonischen Entwürfen. Insgesamt stellen die ausstellenden Schüler ihre Bemühungen, sich mit bekannten und unbekannten, überraschenden und kritischen Themen auseinanderzusetzen, dem geneigten Publikum zur Schau. Die Ausstellung ist bis Ende Juni an ausgewählten Tagen zugänglich.

Wie rührend, dass man den jungen Menschen heutzutage derartige Foren für geistigen und kreativen Müßiggang eröffnet! Es ist ja durchaus allerliebst, wenn sich die Gymnasiasten – sicherlich zahlreiche Sprösslinge aus sehr bemühten bürgerlichen Verhältnissen – an Ton und Collagen versuchen. Ob diese Werke allerdings tatsächlich die hochtrabende Erwartung erfüllen, „kritische Themen“ zu bearbeiten oder gar „surprise“ im Besucher hervorzurufen, wage ich leise zu bezweifeln. Doch in der Provinz gibt man sich eben gern mit wenig zufrieden – das Bildungsbürgertum feiert die schöpferische Leistung seiner Kinder ohne Sinn für Maß und Qualität.

Freilich ist es bemerkenswert, wie man gegenwärtig dazu tendiert, jede schulische Bemühung – sei sie noch so dilettantisch – auf eine Bühne zu heben. Möglicherweise ist das ein Vehikel, um Eltern wie Lehrern das Gefühl zu geben, aus ihren Söhnen und Töchtern würden dereinst die Picassos, Gropiusse und Dalis von Maintal. Ich halte mich an dieser Stelle jedoch lieber fern von Gruppenveranstaltungen mit Fingerfood und lärmenden Familienclans, und überlasse die wohlig-bescheidenen Applausexplosionen gern denjenigen, die keine echten Galerien kennen. Den wenigen tatsächlich talentierten Jugendlichen wünsche ich von Herzen, dass sie irgendwann an ehrgeizigeren Orten reüssieren dürfen – fernab von betreutem Basteln im Gemeindesaal.

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