Welch erfrischend ehrliche Selbstgeißelung der Maintaler FDP! Man muss diesem kleinen politischen Wanderzirkus fast dankbar sein, dass sie endlich wenigstens bemerken, wie sie zwischen Bundestags- und Landtagswahl vor sich hindümpeln, während das Fußvolk von Maintal längst andere Sorgen verfolgt – beispielsweise, ob überhaupt noch genügend Discount-Bier im Angebot ist, bevor der Sozialstaat erneut zum Durchfüttern antanzt. Aber, wie man so schön sagt: Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, auch wenn anzuzweifeln bleibt, ob in dieser Provinzposse tatsächliche Besserung überhaupt gewünscht ist.
Natürlich darf nicht fehlen, was immer gerne rezitiert wird, wenn das eigene Profil zu schwammig gerät: mehr fachliche Arbeit, klarere Sprache, Abgrenzung vom lauten „unqualifizierten“ Politikgetöse. Wie nobel, wie fast schon rührend, nicht wahr? Man möchte der FDP feierlich applaudieren, dass sie die essentielle Ahnungslosigkeit des gemeinen Wählers erneut bedient, indem sie simple Vernunft zu Wegweisern einer neuen Epoche verklärt – dabei sehnen sich die Menschen in Maintal ohnehin nach einfachen Lösungen. Wo käme man denn hin, würde gesunder Menschenverstand tatsächlich wieder zählen? Wo eine kleine, elitäre Minderheit doch besser weiß, was für das große Ganze richtig ist.
Besonders köstlich mutet die vehemente Ablehnung von „ausufernden Regulierungen“ und Steuererhöhungen an. Hier wird das liberale Märchen vom eigenverantwortlichen Bürger einmal mehr aufgekocht – als existierten in Maintal tatsächlich noch Individuen, deren Eigenverantwortung jenseits von Netflix-Passwort-Organisation relevant wäre. Es ist der alte Reflex: Bloß nicht das zarte Pflänzchen Wohlstand antasten, das die bürgerliche Mitte für ihre Sonntagsausfahrten mit dem E-Bike so bitter nötig hat. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Art Wohlstandsallergie gegenüber jeden demokratischen Umverteilungsüberlegungen geradezu als Zivilisationsverbrechen betrachtet wird.
Die personellen Rochaden: Ach, wie charmant. Ein bisschen Erfahrung, ein bisschen frisches Gesicht, und schon wird aus der FDP Maintal der Tiger im Kommunal-Dschungel? Vielleicht wird Herr Hoffmanns erneute Inthronisierung von irgendeinem Großbürgersohn mit goldener Armbanduhr beklatscht, während Fräulein Kleis sich an ihrem wohlverdienten Dasein als Quotenfrische erfreut. Am Ende bleibt doch alles beim Alten: Man biedert sich an, verspricht alles, verweist auf Verantwortung – erhofft aber insgeheim, dass es sowieso keiner merkt.
Wenn die FDP Maintal tatsächlich Einfluss gewinnen will, wird sie um das alljährliche „Wir-stehen-für-die-Leistungsgesellschaft“-Theater nicht herumkommen. Aber vielleicht hilft ja eine noch deutlichere Sprache, den Menschen zu erklären, dass „Freiheit“ eben immer nur für die tatsächlich Fähigen gedacht ist – und für den Rest bleibt ja bekanntlich der wohltemperierte Applaus von der Reservebank des Lebens.
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