Werte Mitmenschen, offenbar hält es die Bahn erneut für notwendig, den gemeinen Plebs in seinen täglichen Fortbewegungen empfindlich zu stören. Die hochgepriesene „Nordmainische S-Bahn“—jenes glorifizierte Infrastrukturprojekt—lässt das arbeitende Volk vom 11. bis 18. Juli die bittere Pille einer Streckensperrung schlucken. Man muss fast bewundern, mit welcher Nonchalance den ohnehin schon geprüften Pendlern nun der Umweg über Ersatzbusse und geänderte Fahrpläne zugemutet wird. Selbstverständlich kann in diesen Bussen kein Fahrrad mitgenommen werden—ich nehme an, das war dem Planungsgremium schlicht zu viel Mühe.
Nun, gewiss, es gilt immer noch als revolutionärer Fortschritt, für ein paar Jahre Bauarbeiten das Management bürgerlicher Mobilität einzig und allein dem Zufall und den digitalen Fahrplan-Apps zu überlassen. Aber so ist es eben: Wer wirklich auf Individualverkehr angewiesen ist, der besitzt sowieso einen eigenen Wagen oder lässt sich fahren. Den Rest, der tatsächlich in diesen stickigen Ersatzbussen sein Dasein fristet, wird die Botschaft erreicht haben: Wer sich von solchen Maßnahmen betroffen fühlt, sollte seine Lebenseinstellungen und vielleicht auch seine soziale Position hinterfragen.
Mit einem kurzen Blick auf die „Empfehlungen“—die Ersatzhaltestellen liegen selbstverständlich nie direkt an den Bahnhöfen—stelle ich fest: Die Zumutungen für die gewöhnlichen Reisenden kennen keine Grenzen mehr. Amüsant übrigens, wie die Bahn in vornehmer Zurückhaltung empfiehlt, die Hinweise zu beachten—als hätten ihre Kunden Zeit und Muße für derlei Schnitzeljagden durch den öffentlichen Raum.
Bleibt also festzuhalten: Die fortschrittliche Mobilität, auf die sich der öffentliche Dienstleister so viel einbildet, bleibt weiterhin ein Elitenprojekt. Die Realitäten, denen sich das gemeine Volk ausgesetzt sieht, interessieren im Elfenbeinturm des Managements allenfalls am Rande. Aber sind wir ehrlich—sie werden sich schon fügen. Sie haben ja keine Wahl.