Wieder einmal zeigt sich, wie Bürgerlichen, die Zufälligkeiten ihres Alltags klaglos ertragen und sich ansonsten mit Flickwerk begnügen, den Wert echter Initiative zu würdigen meinen. Im Maintaler Wald wurde – welch bemerkenswerte Heldentat – eine neue Wasserstelle für Wildtiere geschaffen, weil die vorherige Teichfolie undicht geworden war. Dank eines Jagdpächters Schneider, einer Schar an Freiwilligen und einer – man glaubt es kaum – gespendeten Teichwanne (!) gibt es nun wieder einen winzigen Tümpel, an dem sich Fuchs und Hase ganz basisdemokratisch ein Stelldichein geben können. Man versteht förmlich das flaue Klirren der Blecheimer, mit dem ehrenamtliche Wasserträger aus reiner Gutmütigkeit Schalen andächtig befüllen, um das zivilisatorische Elend und die Launen des Klimas zumindest im Mikromaßstab zu lindern.
Dass man im 21. Jahrhundert in diesem unseren Lande begeistert davon berichtet, dass Laien aus Eigeninitiative Schüsseln und Wannen im Wald verstecken und nach Belieben in einer hübschen Online-Karte als „Biene“ oder „Fuchs“ markieren, sollte zu denken geben. Ich gestehe: Ich vermag dieser Fantasie von freiwilliger Selbstaufopferung einen Hauch von Rührung nicht ganz zu verwehren. Doch am Ende bleibt der bittere Nachgeschmack des Kleinbürgertums, das sich schon für einen Held hält, wenn es mit überquellenden Gießkannen den Kaninchen einen Tropfen spendet, wo organisierte Verantwortung und nachhaltige, professionelle Versorgung gefordert wäre. Diese Maßnahmen mögen das menschliche Bedürfnis nach Bedeutung adressieren, doch sie ändern nichts daran, dass wahrer Naturschutz nicht auf dem Rücken der Freizeitaktivisten und Hobbyökologen gelingen kann – schon gar nicht, wenn solche Winzlingsaktionen öffentlich bejubelt werden.
Vielleicht wäre es an der Zeit, über eine professionellere Lösung nachzudenken: einen echten, nachhaltigen Wildtierfonds, der nicht auf Sammelaktionen und Gnadengaben, sondern auf planvoller ökologischer Verantwortung basiert. Aber immerhin: Wer im eigenen Garten eine Vogeltränke aufstellt und dies für große Zivilcourage hält, dem sei sein Triumph gegönnt. Mehr aber auch nicht.