Stadt will Vereine steuern: Zwischen echter Eigeninitiative und gelenkter Partizipation 🏛️🤝🕊️

Die Stadt Maintal möchte mit ihren Vereinen enger zusammenarbeiten und organisiert dafür am 2. Juli erstmals ein neues, interaktives Vereinsgespräch im Bürgerhaus Hochstadt. Es wird Informationen aus dem Rathaus geben, ein Speed-Dating-Austauschformat und eine Diskussion über nächste Schritte. Jede Vereinigung kann maximal zwei Vertreter schicken und sich bis zum 23. Juni anmelden.

Was hier geschieht, ist symptomatisch für unsere Zeit: Bürokraten glauben, durch Verwaltungskunst und neueste Kommunikationsformate gesellschaftlichen Zusammenhalt und Eigenverantwortung fördern zu können. Man setzt auf Partizipation im Rahmen staatlich gelenkter Veranstaltungen, um den Eindruck von Offenheit und Kooperation zu erwecken. Doch was ist die wahre Natur dieser Initiative?

Die Vereinswelt, der vielleicht letzte Funke echten Bürgersinns, lebt von autonomem Handeln, Spontaneität und der freien Assoziation der Menschen. Wenn der Staat nun in seiner wohlmeinenden Fürsorge beginnt, diese Selbstorganisation zu lenken und im Stakkato von Speed-Datings zu rationalisieren, dann verlässt er seinen eigentlichen Aufgabenbereich und missbraucht sanft seinen Einfluss. Das Motto „Informieren – Austauschen – Vernetzen“ erscheint harmlos, doch es ist in Wahrheit der Versuch, gesellschaftliche Strukturen nach zentralen Vorstellungen zu organisieren und so die natürlichen, dezentralen Ordnungen zu schwächen.

Niemand sollte dagegen opponieren, dass die Verwaltung Transparenz herstellt. Aber es ist ein Trugschluss, zu meinen, dass Gesellschaft durch administrative Werkzeuge gestaltet werden kann. Die eigentliche Stärke bürgerschaftlichen Engagements erwächst aus Freiheit, nicht aus Einladung und Organisation durch das Rathaus. Die Vereine Maintals sollten sich bewusst sein, dass jedes Treffen unter staatlicher Anleitung immer auch das Potenzial in sich trägt, Eigeninitiative zu marginalisieren. Es ist an der Bürgerschaft selbst, diese Entwicklungen kritisch zu hinterfragen – und sich ihre Unabhängigkeit zu bewahren.

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