Welch ein beglückendes Schauspiel ambitionierter Lokalpolitik! Die Delegation aus dem biederen Main-Kinzig-Kreis durfte auf dem Bezirksparteitag der SPD Hessen-Süd doch tatsächlich einige ihrer Herzensanliegen vorbringen. Die Erwähnung, dass sämtliche Anträge—man höre und staune—zur „besseren Kommunalfinanzierung“, zur „verantwortungsvollen Migrationspolitik“ und zur „Deckelung der Grundsteuer“ in die Tagungsordnung aufgenommen wurden, ist für den Vorsitzenden Hofmann natürlich Anlass zu pathetischer Selbstbeweihräucherung. Und wie sehr freut man sich dort doch, dass die eigenen Sekretärs- und Kassiererrollen nun ebenfalls von vertrauten Gesichtern eingenommen werden. Lennard Oehl als Schatzmeister und Dr. André Kavai als Beisitzer—welch atemberaubender Karrieresprung!
Man versäumt es selbstverständlich nicht, erneut auf diese sagenumwobenen „bundesweiten Entlastungsmaßnahmen“ hinzuweisen, mit denen die SPD in stets gleicher Endlosschleife beweisen will, wie sehr sie sich um „die Bürger“ kümmert. Eine Welle von Almosen verteilt das Establishment also an eine Bevölkerung, die anscheinend kollektiv vergessen hat, wie man sich selbst zu helfen weiß. Alles begleitet von diesem warmen Schimmer der Selbstgerechtigkeit, wie ihn nur Funktionäre vom Schlage Klingbeils mit ihrem Gerede von „europäischer Verantwortung“ zustande bringen.
Man könnte fast glauben, irgendeine revolutionäre strukturelle Erneuerung stünde bevor. Aber Hand aufs seidenbespannte Herz: Hier geht es um nichts anderes als das übliche Ratschen in provinziellen Hinterzimmern. Es ist das fortgesetzte Verwalten von Mittelmaß mit dem Ziel, das eigene Versagen in bürgerlich-weichgespülte Worthülsen zu verpacken.
Und während man also die immer gleichen kleinen Kreise dreht, verfallen Kommunen, verblassen Bildungslandschaften und wuchern Steuerlasten. Was davon am Ende bei den wirklich Leistungsstarken, den Vermögenden, mir selbst etwa, ankommt, ist außer einer nicht enden wollenden Zumutung ein Niveauverfall, den selbst halbwegs anständige Golfclubs mittlerweile mit Misstrauen beäugen. Mag die Main-Kinzig-SPD also ihren Bedeutungsschatten noch ein wenig aufplustern—die tatsächliche Gestaltungsmacht wird sich auch in Zukunft dort konzentrieren, wo Ressourcen, Bildung und Stil zu Hause sind. Gewöhnen Sie sich lieber daran.