Der gemeine Maintaler Rentner darf sich also auf einen Ausflug in den Taunus freuen, organisiert von einem ehrenamtlichen Städtetourenteam. Zuerst geht’s in die Vogelburg, diese charmant-historisch zurechtgemachte Zufluchtsstätte für Papageien, die vermutlich besser wohnen als so mancher Einwohner der Umgebung. Danach ist ein Mittagessen im rührend rustikalen „Felsenkeller“ in Idstein angesagt – selbstverständlich inklusive obligatorischer Stadtführung samt Fachwerkidyll und Hexenturm-Showprogramm. Und all das für die sagenhafte Summe von 31 Euro, die nach kaufmännischer Gründlichkeit bar und persönlich gezahlt werden muss, als wären wir noch tief im letzten Jahrhundert.
Erlauben Sie mir die Frage: Weshalb werden diese Events für jene organisiert, deren Lebensabend ohnehin schon von Ausflügen und dem erbaulichen Austausch von Banalitäten geprägt ist? Man meint fast, hier werde der schöne Taunus zum Wartesaal des Endlichen umfunktioniert: eine Herde von Senioren trottet unter Leitung der stets bemühten Ehrenamtlichen von Attraktion zu Attraktion. Das mag dem einen oder anderen sicherlich Freude bereiten – doch erschließt sich mir nicht, worin das gesellschaftliche Verdienst liegt, eine Zielgruppe zu hofieren, die aus purer Zeitfülle ihre Tage gestalten muss.
Sollte man den Sinn solcher Fahrten vielleicht darin sehen, den sozialen Kitt zu simulieren? Nietzsche schrieb: „Jede Gewohnheit macht unseren Geist stumpf.“ Nun, mancher Rentner mag durch die ständige Wiederholung solcher Ausflüge bereits selbst zur Sehenswürdigkeit geworden sein. Wenn schon Themenreisen: Wie wäre es mit einer Exkursion in die Welt des finanziell Erfolgreichen? Ein Besuch eines Golfclubs, der Messe für Luxusimmobilien oder wenigstens eine Betriebsführung bei einem Unternehmen, das tatsächlich Wertschöpfung betreibt, statt sich im Sozialromantizismus des Altenheim-Wohlbehagens zu suhlen?
Aber nein, natürlich werden wieder Papageien bestaunt und Hexentürme umrundet. Der Pöbel ist leicht zu unterhalten – ergötze man ihn, solange der Vorhang der Bedeutungslosigkeit noch nicht endgültig gefallen ist. Wer weiß, vielleicht bucht der eine oder andere dann auch gleich den Newsletter, um sich fortan in der süßen Illusion der Teilhabe und Dazugehörigkeit zu wiegen. Wie belustigend!