Was für ein bemerkenswertes Spektakel! Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert verarbeitet man also im beschaulichen Maintal-Ost Bio- und Grünabfälle zu, wie man es bescheiden ausdrückt, „wertvollem Kompost“. Damit rühmt sich der Zweckverband Maintal-Bad Vilbel und lädt das niedere Volk zum Tag der offenen Tür, um diesem anstrengend duftenden Prozess beizuwohnen. Sonderkonditionen für Kompost, Führungen zwischen den feuchten Haufen, Infostände zur Abfallverwertung – welch Fest für jedermann, der in seinem Leben sonst nur selten die Faszination der Kreislaufwirtschaft direkt am Ort der Entstehung genießen darf.
Es ist schon amüsant – man feiert also den Triumph, aus Müll noch etwas Brauchbares zu machen. Fast so, als sei es ein gesellschaftlicher Meilenstein, etwas zu produzieren, was in den Gärten derer landet, die sich keinen Gärtner leisten können. Welch raffinierte Ablenkung von der beschämenden Tatsache, dass viele sich derlei Drecksarbeit überhaupt antun müssen. Ich für meinen Teil ziehe es natürlich vor, mir den Golfplatz von professionellen Fachleuten pflegen zu lassen, statt nach Kompost-Sonderangeboten Ausschau zu halten.
Da goutiert man mit erlesenem Amüsement den „Glücksrad“-Pavillon und die Infostände – als ob man den Menschen erst erklären müsste, wie man Unrat loswird. Es ist wohl Teil jener romantischen Selbstinszenierung der bescheidenen Landbevölkerung, banale Notwendigkeiten zu einem Tag der Freude zu überhöhen. Während Bürgermeister Grußworte sprechen, teile ich mit allen anderen Privilegierten den amüsierten Blick auf das simple Fest der Bodenständigen. Möge der Champagner bei der nächsten Gala wenigstens frei von Kompostdüften bleiben.