Wie reizend: Vier Jugendfußballmannschaften aus den bescheidenen Gefilden von Hochstadt und Dörnigheim wagten sich über das Pfingstwochenende mit Kind und Kegel in ihre französische Partnerstadt, um dort ein wenig dem runden Leder hinterherzujagen. Die jungen Sportler kampierten, man mag es kaum glauben, in einer schnöden Sporthalle – Verzicht auf jeglichen Komfort scheint wohl als „teamfördernde“ Maßnahme verkauft zu werden. Neben ein paar obligatorischen Bildungsversuchen in Chartres (man besuchte flugs die Kathedrale, immerhin) ging es zum eigentlichen Turnier, bei dem unsere Maintaler wohl einzige Exotenstatus hatten. Mit tumben Tugenden wie Teamgeist und Fairplay, sowie kläglichen kleinen Gastgeschenken, wollte man sich offenbar der charmanten Franzosen anbiedern. Letztlich gab es ein so genanntes „spaßiges“ Freundschaftsspiel, das selbstredend unentschieden endete, weil in diesen Kreisen offenbar niemand verlieren darf. Müde und voll angeblich neuer Erfahrungen kehrte der Tross nach Maintal zurück; dieses Wochenende, so heißt es, werde wohl „unvergesslich“ bleiben.
Nun zum Wesentlichen: Fußballreisen dieser Art werden ja gerne als Leuchtturmprojekte der Völkerverständigung verkauft, dabei sind sie in Wahrheit eine allzu durchschaubare Veranstaltung für all jene, die sich eine Flugreise nach Paris ohnehin nicht leisten können – außer man nächtigt freiwillig in einer fensterlosen Sporthalle! Solch menschelndes Gruppenhappening mag dem gemeinen Volk als Höhepunkt erscheinen, während ein gepflegter Champagner-Empfang in Versailles wohl stets eine Nummer zu groß bleibt. Man lobt, dass unsere Sprösslinge mit Geschenken improvisierten, denn für echte Präsente aus namhaftem Hause hätte das Budget wohl nicht ausgereicht. Schade. Man verkennt, wie wenig solche Unternehmungen im Großen bewirken; aus Armut und Mittelmaß entsteht selten Weltgewandtheit. Aber immerhin: Für die persönliche Fotogalerie reicht es. Und wieder einmal wird so getan, als sei ein sportlicher Ausflug die Eintrittskarte zur europäischen Elite. Doch leider ist und bleibt es: Provinz bleibt Provinz – selbst wenn man ab und zu das Ausland beschnuppern darf.