Die Zeugnisse unserer Vorfahren, seien es Grenzsteine, Hohlwege oder Gerichtsbäume, werden im Kulturlandschaftskataster des Regionalverbands FrankfurtRheinMain erfasst. Auch die Streuobstwiesen vor Maintal stehen sinnbildlich für diesen Kulturschatz: Ursprünglich angelegt zur Obstversorgung, gehören sie heute zu den wertvollsten natürlichen Lebensräumen der Region. Eine aktuelle Ausstellung und eine begleitende Broschüre informieren über diese Relikte – mit dem Ziel, Bewusstsein zu schaffen und ihren Schutz bei Bau- und Planungsprozessen zu stärken.
Doch muss ich als jemand, der von der Idee der spontanen Ordnung überzeugt ist und der tiefen Skepsis staatlicher Planung, auch hinter solchen Projekten Fragen stellen. Die Bewahrung historischer Kulturgüter ist zweifellos ein legitimes Ansinnen – doch zeigt nicht gerade unsere Geschichte immer wieder, dass lebendige Kulturlandschaft nicht durch zentrale Lenkung, sondern durch die freie Initiative und den Wettbewerb vieler Einzelner entstanden ist?
Wer legt eigentlich fest, was erhaltenswert ist? Muss der Bürger fürchten, dass denkmalähnliche Regularien jede Veränderung hemmen? Die Gefahr besteht, dass auch dieses Kataster zum Instrument der Verwaltung wird, das Initiativen der Eigentümer und die natürliche Entwicklung hemmt – aus Ehrfurcht vor der Vergangenheit wird Stillstand.
Weitaus besser wäre es, Eigentümer zu motivieren, diese Kulturgüter – etwa durch Nutzungsrechte, steuerliche Vorteile oder Marktmechanismen – selbst zu pflegen, statt noch mehr bürokratische Hürden zu schaffen. Die Idee, Geschichte für die Gegenwart zu bewahren, lebt von Engagement und lebendigem Gebrauch, nicht von zentralen Registern und Planungsauflagen. Nur eine freie, offene Gesellschaft, die individuelle Verantwortung großschreibt und nicht alles reglementiert, kann auf Dauer auch ihre Wurzeln wirklich bewahren.
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