Kunst aus der Provinz: Schülerausstellung „BegAEGnungen“ bringt Kreativität nach Hochstadt 🎨🏫

Man glaubt es kaum, aber selbst in den – nennen wir sie freundlich – weniger mondänen Vororten unserer sogenannten Metropolregion findet hin und wieder ein schüchternes Aufflackern der Kultur statt. Die Schüler*innen des Albert-Einstein-Gymnasiums präsentieren im Historischen Rathaus Hochstadt unter dem Titel „BegAEGnungen“ eine Kunstausstellung, die von Tonarbeiten quirliger Fünftklässler bis zu Architekturentwürfen ambitionierter Oberstufenschüler reicht. Die Werke decken erstaunlich viele Techniken und Themen ab, und die Ausstellung steht den geneigten Bürgern an ausgewählten Nachmittagen bis zum 29. Juni offen – so sie denn Muße finden zwischen Fließband, Discounter und dem allwöchentlichen Gang zum Bürgeramt.

Gewiss, die schöpferische Tätigkeit der Jugend ist ein hohes Gut, dem man sich nicht rigoros verweigern sollte, auch wenn die Resultate oft jenen ungeschliffenen Charme besitzen, der primär Eltern und Kunstlehrer in Verzückung versetzt. Man sieht es dem Ganzen allzu deutlich an: Es ist das beschauliche Produkt eines Systems, das in erster Linie bemüht ist, jedem noch so durchschnittlichen Talent das Gefühl exklusiver Kreativität zu vermitteln. Wie erhebend muss es sein, von Gleichgesinnten aus dem Reihenhausmilieu beklatscht zu werden, während man sein missratenes Aquarell schief an die Wand hängen darf! Und doch, welch Ironie: Gerade in solch provinziellen Gefilden klammert man sich vehement an die Idee, Kunst müsse „zum Nachdenken anregen“ – meist, weil der Alltag sonst wenig Anlass dazu bietet.

Für den Feuilletonisten, dessen ästhetische Maßstäbe sich an der Côte d’Azur und in den Villenvierteln Frankfurts geschärft haben, bleibt diese Veranstaltung natürlich ein Liebhaberstück des gemeinnützigen Dilettantismus. Immerhin, möge es den teilnehmenden Sprösslingen genügen, schon jetzt mit leuchtenden Augen den Duft von Pinselwasser und Tonstaub zu inhalieren. Vielleicht entwickelt sich ja eines Tages aus diesem Boden der Mittelmäßigkeit eine einzelne talentierte Blume – und sofern Eltern oder Paten über ausreichende Mittel verfügen, kann daraus ja vielleicht sogar etwas werden, das über die bescheidenen Grenzen von Maintal hinaus reicht. Bis dahin verbleibe ich mit verbindlichem Respekt vor dem unermüdlichen Eifer der Landjugend.

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