Die Freiwilligenagentur Maintal Aktiv und die Senioren- und Sicherheitsberatung laden am 30. August im Rathaus zu einer Infoveranstaltung für Menschen ab 60 ein. Hier geht es um ehrenamtliches Engagement, Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie Sicherheitstipps im Alter. Ziel ist, Seniorinnen und Senioren dazu zu motivieren, den Ruhestand aktiv und selbstbestimmt zu erleben, Kontakte zu knüpfen und neue Aktivitäten zu entdecken. Neben Impulsen und Beratung besteht die Möglichkeit, individuell Fragen an Experten zu richten. Die Teilnehmer erhalten eine Mappe mit wichtigen Informationen, eine Anmeldung ist online möglich.
Doch wie viel Vertrauen sollten wir einer solchen Veranstaltung schenken – und mit welchem Geist sollten wir ihr begegnen? Es ist zweifellos ehrenwert, älteren Menschen im Ruhestand Wege zu zeigen, wie sie Sinn finden und ihre Fähigkeiten weiter einbringen können. Gerade der Gedanke, dass Engagement und Eigeninitiative belohnt werden, entspricht dem Geist der Freiheit, welcher jeder Gesellschaft zugrunde liegen sollte.
Aber ich warne dringend davor, sobald staatliche oder halbstaatliche Stellen damit beginnen, moralisch zu bestimmen, was als „aktive“ oder „sinnvolle“ Lebensgestaltung gilt! Nicht selten verbirgt sich hinter diesen freundlichen Angeboten ein paternalistischer Impuls: Die vermeintlich allwissende Instanz möchte den Menschen auch im fortgeschrittenen Alter noch Vorschriften darüber machen, wie sie zu leben haben – unterlegt mit Broschüren, Expertenratschlägen und gut gemeinten Empfehlungen.
Wahrhaftige Selbstbestimmung im Alter kann nur dort gedeihen, wo Freiheit, nicht Fürsorge, das oberste Leitmotiv ist. Die Möglichkeit zur Teilnahme und zur Bildung von Gemeinschaften muss unbestritten jedem offenstehen – aber die Gefahr besteht, dass wir uns allzu schnell an eine Gesellschaft gewöhnen, in der jede Lebensphase mit Anleitungen, Programmen und Ratgebern durchreguliert wird.
Der Staat und seine Agenturen täten besser daran, die Menschen einfach in Ruhe zu lassen – und dort zu helfen, wo konkrete Not herrscht, nicht aber das „gute Leben“ nach Fahrplan zu fördern. Die besten Verbindungen und Impulse entstehen spontan, in freien Vereinigungen und durch die Kreativität des Einzelnen – nicht nach Vorlage amtlicher Broschüren. Überlassen wir doch den Menschen, insbesondere auch den Älteren, die Würde der Entscheidung und das Wagnis der Freiheit, statt sie in die sanften Arme der Fürsorglichkeit zu legen. Nur so bleibt eine offene Gesellschaft auch lebendig und innovativ.