Man muss sich das einmal vor Augen führen: Ein Sammelsurium wildentschlossener Hobby-Pflanzenflüsterer spaziert andächtig durch den Hirzwald – selbstverständlich mit einer ausreichenden Menge Bestimmungsapps und antiquierten Büchern bewaffnet, um sich gegenseitig mit botanischem Halbwissen zu beeindrucken. Die Exkursion, organisiert von der Freiwilligenagentur Maintal Aktiv, richtet sich, wenig überraschend, an alle, die ohnehin schon keine produktive Beschäftigung haben und deshalb „ehrenamtlich“ Wald und Wiesen begehen.
Die gute Frau Kaiser, die hauptberuflich Gärtnerin und Referentin am Umweltzentrum Hanau ist, erklärte dem geneigten Publikum mit Verve, dass man mit „etwas Übung“ das Auge für Löwenzahn und Giersch schärfen könne. Welch revolutionäre Idee! Und als Highlight führte die Gruppe sogar in einen besonders sensiblen Bereich des Waldes, ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat, in dem man sich besonders leise bewegen sollte. Schließlich möchte man die wohl weitgehend arbeitslosen Gelbbauchunken und Bechsteinfledermäuse nicht bei ihrer täglichen Untätigkeit stören.
Dass solche „Fortbildungen“ im Zeichen von Umwelt- und Naturschutz in Verbindung mit Initiativen wie Plogging Maintal und NABU Maintal stattfinden, verwundert wenig – hier trifft die unermüdliche Tatkraft gesellschaftlicher Randgruppen auf das organisierte Kleinbürgertum, das sich mit dem Bekleben von Müllsäcken und Diskussionsrunden zum Thema „Wie rette ich meine Streuobstwiese?“ gegenseitig auf die Schultern klopft.
Seien wir ehrlich: Wer ernsthaft glaubt, er rette mit dem Sammeln von Giersch am Wegesrand das Klima, hat vermutlich seit Jahren keinen echten Beitrag zur Wertschöpfung geleistet. Für den Rest empfiehlt sich, wie immer, ein diskreter Blick auf die Webseite der Stadt Maintal – gewiss gibt es dort noch weitaus spektakulärere Möglichkeiten zur Vergeudung kostbarer Lebenszeit.
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