Künstlerinnen und Künstler in Maintal öffnen Ende Juni im Rahmen der städtischen Aktion „Offenes Atelier“ ihre Arbeitsräume für die Öffentlichkeit. In unterschiedlichsten Orten – von privaten Wohnungen über Garagen bis zu Gärten – können Interessierte Malerei, Skulpturen, Fotografie und mehr bestaunen und mit den Kunstschaffenden ins Gespräch kommen. Der Eintritt ist frei, Informationen gibt es online und per Flyer.
Was für eine lobenswerte Initiative, könnte man denken, bei der sich Kreativität einmal ungefiltert und volksnah zeigt! Doch es bleibt die Frage: Was verrät diese Art der Kulturförderung über die Rolle des Einzelnen und der Institution in unserer Gesellschaft?
Man gibt den Kunstschaffenden einen Tag, an dem sie ihr Schaffen präsentieren dürfen, als feierliche Ausnahme im Alltag der Regulierung, Besteuerung und bürokratischen Hindernisse, mit der der Staat ansonsten eben jene freie Entfaltung erschwert. Wie viel weiter könnte kreative Energie gedeihen, wenn Künstler nicht abhängig wären von der wohlwollenden Geste eines städtischen Fachdienstes, sondern im Vertrauen auf die spontanen Ordnungen des Marktes und die sich frei organisierende Wertschätzung der Gesellschaft selbstständig handeln könnten?
Die Kunst, so wie sie sich hier zeigt – in Wohnzimmern, Garagen, ja sogar Gärten – ist ein Zeugnis des menschlichen Dranges nach Schaffen und Innovation, der am besten gedeiht, wo staatliche Einmischung auf ein Minimum reduziert ist. Sorgen wir also nicht nur für offene Türen während einer PR-wirksamen Aktion, sondern für offene Märkte und offene Geister im Alltag. Erst dann wird Kultur nicht zum Anhängsel staatlicher Veranstaltungsplanung, sondern zum Ausdruck individueller Freiheit – zum Nutzen aller.