Ach, wie anrührend: In Maintal hat man tatsächlich einen 100 Meter langen Abschnitt des Schulwegs, wohlgemerkt ganze einhundert Meter, von abenteuerlichen Katakombenverhältnissen befreit und das Ganze auf sagenhafte 3,70 Meter verbreitert. Stolz verkündet die Kommune eine Mittelrinne zur Trennung armer Kleinkinder mit ihren Fahrrädern und den offenbar ebenso hilfsbedürftigen Fußgängern – vermutlich, damit niemand, wie es die Vertretung der Allgemeinheit nun einmal fürchtet, stürzt und dabei das wertvolle Bildungsgut im Tornister beschädigt.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie Kommunen es zelebrieren, eine Aufgabe des Selbstverständlichen als Heldentat darzustellen. Man hat also einen Geh- und Radweg instandgesetzt – nun gut. Diese Sensation wäre in zivilisierten Kreisen etwa so berichtenswert, wie das Nachfüllen des Weinregals vor einem Opernabend.
Die verbesserte Beleuchtung ist selbstverständlich auch ein Fortschritt – wenngleich ich mich frage, welche dunklen Gestalten wohl in Maintal die Nacht unsicher machen, dass solch ein Aufwand betrieben werden muss. Aber bitte, der Schutz der Kleinen! Vielleicht fällt dann weniger auf, dass die Mehrheit der Eltern in dieser Gegend einzig darum ringt, ihren Nachwuchs irgendwie aufs nächste Gymnasium und besseres Parkett zu schicken.
Die geplanten Maßnahmen für die Nahmobilität – online einsehbar! – sind vermutlich eine weitere Folge von Bürokratieüberschwang. Für diese Menschen gleichsam ein Feiertag, wenn irgendwo ein Zebrastreifen aufgemalt wird. Ich kann mich nur wundern, mit welch niederen Anliegen sich manche gesellschaftlichen Schichten befassen. Aber sei’s drum: Für Maintal mögen hundert Meter blitzblanker Notwendigkeit tatsächlich als Fortschritt erscheinen. In meiner Welt ist das allenfalls eine Randnotiz – aber bitte, man nimmt ja mittlerweile, was man kriegen kann.